Wien – Österreichs größter Industriekonzern OMV steht unter Beobachtung der USA. Das betrifft einerseits das Projekt einer zweiten Rohrleitung in der Ostsee (Nord Stream 2), durch die Gas aus Russland an Polen und der Ukraine vorbei nach Deutschland und weiter nach Österreich geleitet werden soll. Und es betrifft andererseits den Iran, der reich an Gas, aber mit US-Sanktionen belegt ist.

Vor wenigen Tagen machte die Meldung die Runde, dass ein von Brüssel seit längerem gefordertes Special Purpose Vehicle gegründet wurde. Diese Zweckgesellschaft soll europäische Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in den Iran vor US-Sanktionen schützen. Die OMV hat bereits abgewunken. Das Risiko sei trotz Finanzierungsvehikels zu groß, um wieder aktiv zu werden im Iran.

Projekte auf Eis

"Iran ist für die OMV derzeit nicht auf der Landkarte, alle Projekte liegen auf Eis", sagte OMV-Generaldirektor Rainer Seele bei der Bilanzvorlage am Mittwoch.

Bereits 2007 war die OMV nahe dran, ein großes Gasfeld im Persischen Golf (South Pars) mitentwickeln zu können. Die Atomambitionen Teherans und die folgenden US-Sanktionen machten einen Strich durch die Rechnung.

Weniger Ängste treiben die OMV-Manager hinsichtlich der Ostseepipeline um, obwohl auch dort der Druck aus Washington groß und größer wird, die Hände davon zu lassen. Rund 600 Millionen Euro hat die OMV als Zehn-Prozent-Partner des Finanzierungskonsortiums bisher investiert, 350 Millionen sind noch fällig. Die Gesamtkosten für die Leitung, mit der die Transportkapazität auf 110 Milliarden m3 verdoppelt werden soll, liegen bei 9,5 Milliarden, wovon die Hälfte die russische Gazprom aufbringt.

Auf nach Sibirien

Mit Gazprom hofft Seele nicht nur, Nord Stream 2 bis Jahresende fertigstellen zu können, bis Sommer will man auch handelseins werden beim geplanten 25-Prozent-Einstieg in ein sibirisches Gasfeld (Achimov IV und V). Die Finanzierung dürfte der OMV nach dem Rekordjahr 2018 jedenfalls nicht schwerfallen. Mit 3,36 Milliarden Euro (operatives Ergebnis vor Sondereffekten; plus 23 Prozent) hat der Konzern so viel verdient wie nie.


Dies war zum einen den im Jahresschnitt höheren Rohölpreisen geschuldet, andererseits auch Folge deutlich gesunkener Produktionskosten. Gab die OMV Anfang 2016 im Schnitt noch 16,6 Dollar aus, um ein Fass Rohöl (159 Liter) aus dem Boden zu holen, sind es jetzt knapp sieben Dollar. Freuen dürfen sich auch die Aktionäre, die Dividende wird auf 1,75 (1,50) Euro je Aktie angehoben. (stro, 7.2.2019)