Foto: APA

Innsbruck – Ein verkehrstechnischer Brennpunkt hat sich einmal mehr am Wochenende gezeigt. Am Brenner ging gar nichts mehr. Auf Südtiroler Seite sorgten im starken Schneefall hängen gebliebene Lkws für eine mehrstündige Totalsperre der wichtigsten Nord-Süd-Transitachse durch Österreich. Dieser Verkehrskollaps sorgt nun für politische Nachwehen und zeigt zugleich, auf welch fragilen Beinen die Zusammenarbeit in Sachen Verkehr in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino tatsächlich steht.

Denn südlich des Brenners machte am Mittwoch der italienische Frächterverband Conftrasporto Nordtiroler Fahrverbote für das entstandene Chaos verantwortlich. Deshalb hätten nämlich die Lkws, die nicht nach Norden weiterfahren durften, auf der A22 die rechte Fahrspur blockiert, wodurch eine Schneeräumung nicht möglich gewesen sei, was letztlich im totalen Stillstand endete.

Gegen höhere Brennermaut

Conftrasporto-Vizepräsident Paolo Uggè sprach sich bei der Gelegenheit auch gegen die Südtiroler Pläne einer Erhöhung der Lkw-Maut auf der Brennerstrecke aus. Damit würde ein langgehegter Wunsch Nordtirols erfüllt, das sich durch die Korridormaut eine Verringerung des Transits erhofft.

In Innsbruck weist man die Vorwürfe aus Italien strikt zurück. Kommen sie doch zu einer Zeit, in der die Tiroler Regierung angesichts der Transitbelastung schon neue Fahrverbote in Ausarbeitung hat. So sollen das sektorale, das Nacht- und das Euroklassenfahrverbot ausgeweitet werden.

"Billiger Populismus"

Daher reagiert man im Innsbrucker Landhaus verärgert auf die Anschuldigungen aus Italien. Die für Verkehr zuständige Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) spricht von "billigem Populismus" aufseiten der italienischen Frächterlobby. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) spielt den Ball aber zurück und macht die nicht erfolgte Schneeräumung auf Südtiroler Seite für den Verkehrskollaps verantwortlich.

Kalmierende Worte kommen vom Südtiroler Landeschef Arno Kompatscher, der die Zusammenarbeit der Europaregion beschwört. Für ihn sei das Stauchaos Beweis dafür, dass der Verkehr über den Brenner die Belastungsgrenze überschritten habe. Eine Lösung sei allerdings nur gemeinsam möglich und bestehe in der Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene. Foto: APA

(Steffen Arora, 7.2.2019)