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Tatort kanadische Botschaft in Havanna. Als Täter hinter der "Geräuschattacken" auf Diplomaten wollen US-Forscher eine Grillenart enttarnt haben. Kanadische Diplomaten klagen nun hingegen ihre Regierung – nicht wegen der Tat selbst, sondern wegen unterlassener Warnungen.

Foto: AP / Desmond Boylan

Ottawa – 28 Millionen kanadische Dollar (rund 16,6 Millionen Euro) wollen 14 kanadische Diplomaten und ihre Angehörigen von ihrer eigenen Regierung. Sie werfen den Verantwortlichen im Außenamt vor, angebliche "Geräuschattacken" in Kuba "systematisch heruntergespielt" und so ihre Sicherheit gefährdet zu haben.

Die dahinterstehende Geschichte ist immer noch ein wenig rätselhaft: In Kuba arbeitende Diplomaten aus den USA – und später auch aus Kanada – hatten 2017 an schwer zuordenbaren Krankheitssymptomen zu leiden begonnen. Meist ging es um Schwindelgefühl und Migräne. Bei Botschaftsangestellten aus den USA war allerdings auch von schwereren Schäden die Rede, darunter Beeinträchtigungen des Gehirns. Untersuchungen stellten auch Schäden am Gehörapparat fest.

Nicht Geheimdienst, sondern Grillen

In Verdacht geraten war damals die kubanische Regierung. Diese habe "Schallattacken" gegen die Diplomaten durchgeführt, hieß es. Die Betroffenen berichten nämlich alle, vor ihren Krankheitsfällen eigenartige Geräusche gehört zu haben. Kuba wies die Vorwürfe zurück. US-Forscher wollen die Geräusche mittlerweile als Zirpen einer Grillenart – der karibischen Kurzschwanzgrille Anurogryllus celerinictus – erkannt haben.

Die nun klagenden Kanadier berichten jedenfalls von schweren Schäden. "Meine Frau ist nicht mehr dieselbe wie zuvor", sagte einer von ihnen unter Schutz der Anonymität dem staatlichen TV-Sender CBC. Sie leide an Erinnerungslücken, Kopfschmerzen und Hörschäden. "Sie hebt das Telefon ab und weiß nicht, warum. Sie geht ohne erkennbaren Grund von einen Raum in den nächsten."

Abzug von Diplomaten

Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland sagte auf einer Pressekonferenz in Washington am Mittwochabend, sie sei über die Klage informiert worden, wolle sich aber nicht zu den Details äußern. Sie habe sich aber in der Vergangenheit mit einigen der Diplomaten getroffen und wolle betonen, dass deren Gesundheit und Sicherheit "für uns an erster Stelle stehen".

Kanada hatte nach Bekanntwerden der Symptome einige Diplomaten und deren Familien aus der Botschaft abgezogen, bis Mitte 2018 aber neues Personal ohne Warnung nach Havanna geschickt. Die USA hatten im September 2017 ihre Besetzung der Botschaft auf "essenzielles Personal" beschränkt. (mesc, 7.2.2019)