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Auf den Roten Platz vorzufahren bleibt wohl auch künftig Herrschaften wie jenen auf dem Bild vorbehalten. Aber zumindest bis nach Moskau kann man mit dem Flixbus fahren.

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Vor dem Paweletzki Woksal, einem der sieben großen Moskauer Bahnhöfe, arbeitet noch die Mundpropaganda: "Wer will noch mit dem Bus nach Saratow?", ruft ein drahtiger, schwarzhaariger Mann mit Stoppelbart. "Nach Woronesch", überschreit ihn sein Nachbar mit seinem Angebot. Der Markt für Fernbusfahrten ist hart umkämpft. Offiziell gibt es 1372 reguläre Busunternehmen. 2015 waren es sogar noch 2400, doch die Krise und harte gesetzliche Vorgaben haben viele in die Pleite oder die Illegalität getrieben.

Nun jedoch drängt ein neuer Konkurrent auf den Markt: Einem Bericht der Tageszeitung "Kommersant" zufolge ist die deutsche Flixmobility GmbH auf dem Sprung nach Russland. Das Unternehmen, das bereits in 28 Ländern, darunter auch in Österreich, Fernverbindungen unter der Marke Flixbus unterhält, ist in Verhandlungen mit russischen Partnern und sucht Personal für den Aufbau seines Moskauer Büros.

Verhandlungen mit Partnern

Wann der Start offiziell annonciert wird – es kursiert der 21. Februar – ist offen.. Es gibt zwar schon eine russischsprachige Webseite, dort aber noch nicht die Möglichkeit, Ziele in Russland zu buchen. Bislang gibt es somit auch noch keine Angaben zu möglichen Reiserouten. Als lukrativ gelten Busverbindungen von Moskau in größere Städte im Umkreis von 300 bis 500 Kilometern – vor allem, wenn es keine Bahnanbindung gibt. Diese Busse werden oft von Pendlern und fliegenden Händlern genutzt.

Flixbus schlägt dem Bericht folgendes Partnerschaftsmodell vor: Der Konzern verpflichtet sich, mindestens 50 Prozent der Sitzplätze im Bus selbst zu verkaufen, die Fahrer zu schulen und Fahrzeuge mit eigener Software und Technik auszustatten. Als Gegenleistung will Flixbus 30 Prozent der Einnahmen kassieren. Vertragslänge sind mindestens eineinhalb Jahre. "Wir können bestätigen, dass wir in einer frühen Geschäftsaufbauphase sind. Als Hauptdrehkreuz soll Moskau dienen. Wie in allen anderen Märkten möchten wir mit regionalen Busunternehmen, von denen bereits zahlreiche großes Interesse an der Geschäftsidee von FlixBus zeigten, ein qualitativ hochwertiges Fernbusangebot für russische Fahrgäste aufbauen", sagte Flixbus-Pressesprecher Martin Mangiapia.

Sicherheit für Passagiere

Die Passagiere in Russland würden vom Einstieg der Flixbus-Gesellschaft profitieren, meint Verkehrsanalyst Wjatscheslaw Subbotin. "Der Markt befindet sich im halblegalen Zustand. Oft muss bar bezahlt werden, ohne Abrechnung und Quittung und damit auch ohne hundertprozentige Verantwortlichkeit", sagte er. Wenn was passiere – allein in den letzten Tagen gab es zwei schwere Busunfälle mit dutzenden Verletzten – sei oft niemand in Regress zu nehmen. "Wenn Flixbus in Russland arbeitet, dann gibt es jemanden, der in der Verantwortung steht und den man wegen schlechter Qualität zur Rechenschaft ziehen kann", sagte Subbotin.

Angst vor der Monopolisierung

Bei den Busunternehmen hingegen herrscht weniger Freude: Mehrere größere Anbieter sollen eine Kooperation schon abgelehnt haben. Der Präsident der Vereinigung "Autobuslinien des Landes", Boris Loran, begründete die Skepsis der Busbetreiber mit der Angst vor einer Monopolisierung des Markts: Flixbus werde womöglich Preisdumping betreiben, "um künstlich die Situation eines Abflusses des Fahrgastaufkommens zu provozieren" weg von den klassischen Fernbuslinien hin zu Mitfahrgelegenheiten und anderen Online-Services, befürchtet er.

Andere Experten verweisen auf gesetzliche Hindernisse, die eine Monopolisierung des Marktes verbieten. Busbahnhöfe und offizielle Fernbusunternehmen dürften dem Franchise-Modell der Online-Buchung jedenfalls noch einigen Widerstand leisten. (André Ballin, 8.2.2019)