Seeminen, Torpedos, Bomben: Wissenschafter weisen auf die zunehmende Gefahr durch im Meer versenkte Munition aus dem Zweiten Weltkrieg hin. Testreihen würden zeigen, dass sich erbgutschädigende Abbauprodukte des Sprengstoffs TNT sowie Spuren arsenhaltiger chemischer Kampfstoffe in Fischen und Muscheln anreicherten, berichten Wissenschafter des Alfred-Wegener-Instituts und des Thünen-Instituts für Fischereiökologie (beide in Bremerhaven) mit.

Nach Kriegsende wurden Munitionsbestände teilweise einfach versenkt – mitunter in unmittelbarer Küstennähe.
Foto: Alfred-Wegener-Institut

Spuren in Fischen und Muscheln

Allein in deutschen Gewässern liegen Schätzungen zufolge 300.000 Tonnen Munition aus dem Zweiten Weltkrieg, darunter auch Bestände mit Giftgas. Sie wurden nach Ende der Kampfhandlungen teilweise sehr dicht an der Küste versenkt. Den Experten zufolge liegen etwa bei Kiel 35.000 Tonnen in einem Gebiet in Sichtweite zum Strand.

In einer aufwendigen Untersuchung gewannen die Forscher Proben, um die Chemikalien zu analysieren, die aus den Munitionskörpern austreten. Spuren der Munition wurden in Fischen nachgewiesen: Das gilt für Abbauprodukte des Sprengstoffs TNT und für Arsen-haltige chemische Kampfstoffe gleichermaßen, berichteten die Wissenschafter vergangene Woche bei einer Konferenz in Bremerhaven.

Muscheln in der Region nehmen TNT-Abbauprodukte auf.
Foto: Ilkka Lastumaki

DNA-Schädigung

Weiters zeigte sich, dass Muscheln, die in kleinen Netzkäfigen dem Einfluss der Munition ausgesetzt waren, TNT-Abbauprodukte anreicherten. Damit sei klar, dass giftige Stoffe aus den Bomben austreten und von den dort lebenden Organismen aufgenommen würden. Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass TNT für Muscheln giftig ist und bei Fischen das Erbgut schädigt, was zu Tumoren führen kann.

Die Untersuchungen erfolgten im Rahmen des internationalen Projekts Daimon (Decision Aid for Marine Munitions), das praktische Empfehlungen für die Umweltüberwachung und für den Umgang mit Munition im Meer bereitstellen will. Das Projekt wird von der Europäischen Union unterstützt. (red, 11.2.2019)