Linz/Wien – Den Endspurt vor der Hofübergabe an Herbert Eibensteiner hat sich Voestalpine-Chef Wolfgang Eder vermutlich anders vorgestellt. Drohende Kartellstrafen im Grobblechbereich, Probleme im Automotive-Werk im US-Bundesstaat Georgia und die nachlassende Konjunktur verstärken den Effekt der Sonderbelastungen durch die geplante Hochofenreparatur in Linz, die mit rund 160 Millionen Euro bereits eingeplant war.

Die Folge dieser zu zwei Drittel hausgemachten negativen Einflüsse (ein Drittel sei extern, unter anderem durch den US-Handelskonflikt mit China induziert): Trotz des um 5,2 Prozent höheren Umsatzes brach das operative Ergebnis um ein Fünftel auf 1,1 Milliarden Euro ein und das Betriebsergebnis um ein gutes Drittel auf 526 Millionen Euro. Belastet hätten auch die CO2-Emissionskosten gewirkt, der Preis je Tonne vervierfachte sich auf 20 Euro. Auch die Energiepreise hätten deutlich angezogen.

US-Werk stabil

Immerhin das US-Werk im texanischen Corpus Christi läuft nach Wochen des Stillstands nach einer Überschwemmung wieder "sehr gut. Wir sind in stabiler Produktion", versicherte Eder. Zuvor hatte es ein Gasgebrechen gegeben. Dafür bereitet das US-Werk in Cartersville Probleme, der größte außereuropäische Automotive-Standort der Voest, "Unser größtes internes Problem", wie Eder eingestand, das durch überambitionierte Ausbaupläne entstanden sei. Infolge von "externen Auftragsverlagerungen" musste eine hohe Rückstellung gebildet werden. Das vollständige Hochfahren des zweiten Teils des 130-Millionen-Werks werde sich um ein Jahr auf 2022 verzögern, die Anlaufkosten "signifikant höher" ausfallen.

Zuversicht

Die Höhe der Zusatzkosten gab Eder ebenso wenig bekannt wie die Vorsorgen, die für das Grobblech-Kartell gebildet wurden. "Das war zusammenfassend gesagt etwas überambitioniert", sagte Eder. "Da kam Druck aus der Automobilindustrie, die den Boom nutzen wollte." Nun regiert die Zuversicht, Cartersville werde "schon in einem Jahr überhaupt keine Probleme mehr machen", sagte Eder. Die Komplexität des Zusammenbaus von Autoteilen und -komponenten wurde offenbar unterschätzt, auch mit Mangel an qualifiziertem Personal musste sich die Voestler in den USA herumschlagen. "Es tut weh, nun einen erhöhten Betrag in die Optimierung stecken zu müssen." Aufträge gingen zwischenzeitlich an Konkurrenten. (ung, 7.2.2019)