Aus der Serie "Die Welt ist schön" (1981-1983) von Manfred Willmann.

Foto: Manfred Willmann

Wien – Die Welt verändert sich – und das rasend. Man sieht es ganz deutlich, wenn man die Fotografien von Manfred Willmann betrachtet. Dinge und Zustände, wie sie der 1952 in der Steiermark geborene Künstler festgehalten hat, sind heute aus der Welt verschwunden. Willmann ist sich nicht zu gut, seinen Bildern auch dokumentarischen Wert beizumessen. Es sind Ansichten vom Land, vornehmlich aus dem eigenen Umfeld in der (Süd-)Steiermark: Familie, Freunde, Haushalt, Tiere, Garten.

Was Willmanns Werk auszeichnet ist mehrerlei. Einerseits hat sich der heute 66-Jährige erfrischend eigensinnig zu einer Zeit auf die Farbfotografie eingeschworen, als diese (Anfang der 1980er) als unkünstlerisch verpönt war und mit Werbefotografie assoziiert wurde. Zudem wählt Willmann für seine quadratischen, meist kleinen Bildausschnitte, die auf Details wie Blüten, Tiere, Essen oder Körperteile fokussieren, den Blitz als Beleuchtungsmethode. Das erzeugt spezielle Effekte.

Der Realität entzogen

Durch die verstärkte Hell-Dunkel-Kontrastierung entziehen sich die Bilder einer "real" empfundenen Oberflächenabbildung. Vielmehr erreichen sie durch die ebenso veränderte Farbgebung (rot wird knallrot) eine Schärfe und manchmal erschreckende Genauigkeit, die unheimlich wirkt. Deshalb gilt Willmann auch als Schöpfer von "Antiidyllen".

Diese Lesart allein würde das Werk aber banalisieren. Es ist in seiner ganzen Pracht – die Albertina zeigt sechs Serien von 1979 bis 2018 – deutlich vielschichtiger. Aus den Fotografien spricht denn bei aller ihnen eingeschriebenen Vanitas auch eine unbeugsame Kraft: deftige Mahlzeiten, satte Farben, robuste Möbel, starke Körper. Willmann verklärt das Land aber nicht, man spürt allerdings die Beharrlichkeit des Vergangenen, des Verdrängten und Abgeschafften.

Erstmalig zu sehen sind auch jüngste Arbeiten aus der Serie 2018/2017. In diesen mit einer Digitalkamera gemachten Fotos sucht Willmann eine noch größere Nähe zu den Oberflächen und Texturen. Dem Leben und Sterben auf der Spur! (Margarete Affenzeller, 8.2.2019)