Niki Lauda 1971 – am Österreichring in Zeltweg. Da fuhr er bereits in der Formel 1, für das britische March-Team.

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Lauda mit Clay Regazzoni und Luca di Montezemolo in Monza, man trägt Glockenhosen.

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Ein Porsche 908 – mit einem 908/2 ging Lauda 1970 zehnmal an den Start, gemanagt von Peter Urbanek.

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Lauda 1971 beim Formel-2-Rennen auf March Formel 2 auf dem Flugplatz in Langenlebarn in Niederösterreich.


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Fast auf den Tag genau 49 Jahre ist es her, dass ich mich im Februar 1970 mit drei Personen, die bald Rennsportgeschichte schreiben sollten, zu drei Colas und einem kleinen Braunen im Kaffeehaus vis-à-vis der Wiener Börse am Ring traf. Die Rennsportbegeisterung in Österreich befand sich zu dieser Zeit auf Augenhöhe mit jener für Fußball und Skirennlauf, Jochen Rindt avancierte zum Nationalhelden. Gemeinsam mit Helmut Marko und Dieter Quester bildete er ein international erfolgreiches Motorsport-Triumvirat.

Die Glorie der Formel 1, das unglaubliche Image des 24-Stunden-Rennens von Le Mans durch Jochen Rindts Sieg, die Gastspiele der Formel-2-Weltklasse in Langenlebarn zündeten auch bei den zahlreichen heimischen Nachwuchsfahrern wie Andreas "Niki" Lauda, Gerold Pankl und Werner Riedl den Turbo, international erfolgreich sein zu wollen – der Grund für unser Treffen.

Karriereleiter

Die Formel V hatte ihnen schon 1969 Kostproben im Formelsport verschafft, da sich aber weder Porsche noch VW werksseitig der Monoposto-Welt verschrieben hatten, gab es praktisch keine Aufstiegsmöglichkeiten.

Die englische Motorsportwelt galt damals als das Eldorado für junge Piloten, die Formel 1 war dort zu Hause, im weltweiten Management sprach man Englisch mit betontem Oxford-Akzent, Jochen Rindt fuhr bei Lotus, Helmut Marko bald bei BRM. Englische Managementfirmen gaben weltweit den Ton an, sie boten ambitionierten Nachfahrern zu fairen Bedingungen die Gelegenheit, sich international zu profilieren.

Wieder zurück ins Wiener Kaffeehaus, wo das hoffnungsvolle, ambitionierte Trio Lauda, Pankl, Riedl mit mir – ich leitete damals die Wiener Niederlassung der großen englische Rennmanagementfirma Paul Watson Racing – die Einsatzpläne für die bevorstehende Saison 1970 erarbeitete. In der Erinnerung kann ich das kaum realisieren, dass vielleicht hier bei einer zweiten Cola die Basis für eine dreifache Weltmeisterschaft gelegt wurde.

Formel 3

Lauda, clever wie immer, entschied sich zum Einstieg in die europäische Formel-3-Meisterschaft. Sein Vater kaufte einen McNamara-Rennwagen mit laut Reglement 1-Liter-Ford-Motor und rund 95 bis 100 PS Motorleistung. Laudas persönlicher Mechaniker wurde bei McNamara, dem leicht obskuren Rennwagenhersteller, in Lenggries, Bayern, eingeschult. Die Rennwagen des Ex-US-Besatzungssoldaten in Deutschland zeichneten sich durch laufende Defekte und Unzuverlässigkeit aus, im Fahrerlager sprach man nur von "Schüsseln". Doch Lauda beherrschte das Gerät, 15 Starts standen 1970 auf dem Programmzettel – mit beachtlichen Erfolgen: 2. Platz Brünn, 4. Platz Zandvoort, 5. Rang Hockenheim. Und: ein erstes Duell mit James Hunt.

Auf zwei Beinen zu stehen schien damals Lauda vielversprechend zu sein, beide zu betreuen hatte ich das Vergnügen. Das heimische Bosch-Racing-Team finanzierte parallel zur Formel 3 zehn Einsätze mit dem Porsche 908/2 von Porsche Salzburg (8-Zylinder, 3,0-Liter-Sauger, 350 PS). Siege auf dem Österreichring und in Diepholz, dritter Rang auf dem Nürburgring, Platz 6 beim WM-Lauf 1000 km Österreichring – gemeinsam mit Peter Peter – rundeten dieses erste internationale Jahr ab.

1971 endete unsere Zusammenarbeit auch schon wieder. Lauda ging bereits individuelle Wege Richtung Formel 2 und Formel 1. Finanziell hochriskant. Doch per saldo wurden drei WM-Titel daraus. (Peter Urbanek, 10.2.2019)