Empfehlungen von Ärzten können Paare unter Druck setzen. US-Forscher weisen nun darauf hin, dass es keine allgemeingültigen Fristen für Sex nach der Geburt gibt.

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"Nun, Mädchen, wenn Sie es nicht tun, wird es eine andere tun", erinnert sich eine Frau an die Ansage ihres Frauenarztes. Eine andere erzählt: "Mein Arzt war richtig aufgeregt, (meinem Partner) sechs Wochen nach der Geburt zu sagen, dass ich bereit bin." "Ja, wir reden über Sex. Nach der Geburt", klären die Forscher der US-Universität Purdue in einer Aussendung über ihr Forschungsthema auf.

Die Wiederaufnahme der sexuellen Aktivität nach der Schwangerschaft sei nicht dasselbe, wie wieder Fahrrad zu fahren. Vor allem nicht für die Mütter, die nach der Geburt Schmerzen, Müdigkeit und Stress ausgesetzt sind. Viele Paare glauben jedoch, dass es einen allgemeingültigen bestimmten Zeitpunkt gibt, an dem sie wieder Geschlechtsverkehr haben können. Das geht aus 70 Interviews mit Frauen in South Carolina hervor – die Ergebnisse wurden kürzlich online in der Zeitschrift Culture, Health & Sexuality veröffentlicht.

Sechs Wochen gelten nicht für alle

Die Empfehlung weltweiter gynäkologischer Gesellschaften lautet, rund vier bis sechs Wochen nach einer Geburt mit dem Geschlechtsverkehr zu warten. "Die häufigste Empfehlung von Ärzten an die Teilnehmerinnen der Studie war, den Sex nach sechs Wochen wiederaufzunehmen", so Andrea DeMaria, Assistenzprofessorin am College of Health and Human Sciences der Purdue University, die die Studie leitete. Die Wahrheit sei: Einige Frauen seien vorher bereit, während andere Frauen auch nach den sechs Wochen Schwierigkeiten damit haben. "Ärzte sollten ihren Patientinnen vor und nach der Geburt mitteilen, dass es normal ist, dass Frauen unterschiedliche Erfahrungen mit Sex nach der Geburt machen. Es gibt keine strikte Empfehlung oder Richtlinie, die für jeden gilt", so die Studienleiterin.

Die Tiefeninterviews bestätigten frühere Erkenntnisse, dass sich einzelne Frauen bei sexuellen Wünschen nach der Geburt signifikant unterscheiden. Beeinflusst werden sie physisch durch die Art der Geburt und psychologisch durch das Selbstvertrauen und das Körperbild. Die Studie betont auch die Notwendigkeit offener Gespräche zwischen Müttern, Partnern und Ärzten über das Thema, auch in der vorgeburtlichen Phase. Die Interviews sind Teil eines umfassenderen Projekts über die Erfahrungen der Frau im Bereich der reproduktiven Gesundheit, die über Generationen hinweg erfasst werden, einschließlich Menstruation, Verhütung, Geburt und sexuelle Gewalt. (red, 11.2.2019)