Welche Aktien sollen ins Portfolio? Eine gute Selektion soll das Risiko verteilen. Dann schlagen Turbulenzen auch an der Wall Street weniger durch.

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Das vergangene Jahr hat an den Börsen turbulent geendet. Schwankungen von minus drei bis plus fünf Prozent innerhalb eines Handelstages gehörten zur Tagesordnung. Friedrich Strasser, Mitglied im Vorstand und Chief Investment Officer der Privatbank Gutmann, führt diese Turbulenzen auch auf die passiven Fonds (ETF) zurück, die ihre Aktienpositionen zu dieser Zeit an die Zu- und Abflüsse anpassen. Das zeige, dass ETFs mittlerweile viel bewegen können, sagt Strasser. An Tagen mit wenig Handel schlage das Pendel dann auch dementsprechend aus.

Das ist auch der Grund, dass Strasser die Kursausschläge zum Jahreswechsel nicht allzu dramatisch einordnet. Das Umfeld für Anleger habe sich nicht rasend verschlechtert, daher sei auch nicht zu erwarten, dass es an den Märkten zu heftigen Ausschlägen kommt. Die Wirtschaftsentwicklung werde sich in den USA und in Europa heuer abschwächen. Die Gefahr einer Rezession sieht Strasser aber nicht. In den USA sei die Zahl der Arbeitnehmer zuletzt gestiegen, "damit steigen auch die Konsumausgaben".

"America first bei Aktien"

Ein großes Fragezeichen für den US-Markt ist und bleibt jedoch der Handelskrieg mit China. Letztlich verteuerten Zölle auch Produkte am US-Binnenmarkt. "Das könnte dann Folgen für die Konsumausgaben haben", sagt Strasser. Diese Folgen sind gerade in den USA heikel, weil dort die Ausgaben der Konsumenten rund 70 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beitragen. Trotz dieses Damoklesschwerts bleibt man bei Gutmann jedoch bullish auf US-Werte.

Denn viele Themen rund um die Digitalisierung – Halbleiter, Computer, Chips etc. – führten zu US-Herstellern. Dennoch sei die Zeit wieder reif für eine gute Diversifizierung im Portfolio, um das Risiko gut zu verteilen. Denn Tech-Werte haben im ersten Halbjahr 2018 zwar die Rankings angeführt, danach gab es jedoch harsche Korrekturen im Sektor. In der zweiten Jahreshälfte lag der Gesundheitssektor an den Märkten mit Zuwächsen von bis zu zwölf Prozent vorn. Die gezielte Suche nach Aktien (stock picking) werde damit wieder wichtiger. Wer sich nur auf Indexpapiere verlässt, könnte damit ein zu hohes Risiko haben. Denn allein im US-Index S&P 500 liegt der Tech-Anteil bei knapp 30 Prozent.

Brexit und Italien

In Europa steht der Brexit an. Gutmann-Chefökonom Andreas Auer geht von einem Non-Event am Tag X aus. Selbst im Fall eines harten Brexits glaubt Auer, dass Ausnahmeregelungen in Kraft treten werden, bis die wichtigsten Fragen wieder geordnet sind. Weniger optimistisch blickt er nach Italien. Dort sei die Gefahr einer Rezession gegeben. Von der EZB werden heuer keine Zinsschritte erwartet. Aufgrund der sich abschwächenden Wirtschaft sieht Auer das Zeitfenster für Zinserhöhungen wieder geschlossen. (Bettina Pfluger, 11.2.2019)