Jansrud triumphiert.

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Das Podest.

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Zwei Hundertstel fehlten zum Abschiedsgold für Svindal.

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Nach Silber im Super-G nun Bronze gewonnen: Vincent Kriechmayr.

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Åre – Die Show war beeindruckend, beinahe perfekt, die großteils von Norwegern besuchte Haupttribüne des Nationalstadions in Åre bebte. Lediglich zwei Hundertstel fehlten dem Norweger Aksel Lund Svindal bei seinem letzten umjubelten Auftritt auf Abfahrts-WM-Gold, das sich sein norwegischer Kollege Kjetil Jansrud am Samstag bei dichtem Schneetreiben nach nur 1:19,98 Minuten Einsatzzeit sicherte. Vincent Kriechmayr holte sich nach Silber im Super-G Bronze in dem wegen Schlechtwetters verkürzten Rennen. Der Oberösterreicher lag 33 Hundertstel hinter Jansrud, der nach Gold im Super-G bei Olympia 2014 in Sotschi, Silber in der Olympia-Abfahrt von Pyeongchang 2018 und WM-Silber im Super-G von St. Moritz 2017 nun mit 33 Jahren zum Weltmeister avancierte. Hinter dem Schweizer Beat Feuz (0,44) landete Matthias Mayer (0,65) auf Rang fünf, er lag damit neun Hundertstel vor Super-G-Weltmeister Dominik Paris.

Jansrud ließ sich auch von einer lädierten Hand nicht ablenken, bei einem Trainingssturz in Kitzbühel hatte er sich vor zweieinhalb Wochen zwei Mittelhandknochen gebrochen und musste die Abfahrt auf der Streif auslassen. "Wenig Worte. Es ist fast unglaublich, unfassbar", sagte Jansrud. "Ich bin echt zufrieden, meine Resultate waren in der Saison bis jetzt sehr schwierig, aber man gibt den Glauben nicht auf und kämpft weiter. Nach dem, was in Kitzbühel passiert ist, musste ich noch härter kämpfen. Der Doppelsieg ist fast unglaublich, wir werden Aksel richtig vermissen".

Svindal schaffte es als erst dritter Ski-Rennläufer neben Landsmann Kjetil Andre Aamodt und dem für Luxemburg startenden Marc Girardelli eine Medaille bei sechs Weltmeisterschaften zu holen. "Perfekt. Voriges Jahr war ich knapp vor Kjetil bei Olympia, jetzt haben wir getauscht", sagte der 36-Jährige. "Ich habe fast keine andere Farben im Ziel gesehen außer die von Norwegen. Es war mir auch wichtig am Ende, eine gute Show anzubieten."

Nach Silber im Super-G konnte Vincent Kriechmayr am Samstag bei der alpinen Ski-WM in Aare auch bei der Abfahrt die Bronzemedaille holen. Der 27-Jährige musste sich nur zwei Norwegern geschlagen geben.
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Kriechmayr lieferte nach durchwachsenen Trainingsläufen eine starke Performance. Beim Weltcupfinale 2018 hatte er hier seine ersten beiden Weltcup-Siege gefeiert, Super-G und Abfahrt gewonnen. "Ich bin sehr glücklich, es war ein verrücktes Rennen, ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden. Dass es für eine Medaille gereicht hat, ist umso schöner. Meine Fahrt war super, ich habe kurz einen Wackler gehabt, aber ansonsten war es eine meiner besten Fahrten da runter, ich bin super happy", sagte der 27-Jährige. Es sei nicht schwer zu fahren gewesen, weil das Tempo ungewöhnlich gering gewesen sei. "Man hat versuchen müssen, überall Tempo zu machen, jeden Meter zu beschleunigen und das ist mir ganz gut geglückt." Ziel sei eine Medaille gewesen. "Jetzt habe ich schon zwei, das freut mich irrsinnig. Ich liebe Åre."

Für die beiden weiteren Österreicher verlief das Rennen nicht nach deren Vorstellungen. Otmar Striedinger ließ unterwegs schon viel Zeit liegen, stürzte beim Zielsprung, rutschte ohne Skier über die Ziellinie, blieb aber von gröberen Verletzungen verschont. Hannes Reichelt (1,89) machte nach bester Zwischenzeit einen ungeplanten Ausflug in den Tiefschnee und verspielte so all seine Chancen. Er habe den Schwung zu früh angezogen, dann habe es ihn "brutalst hergestoppt".

Der Routinier verzichtete am Vorabend auf ein Erscheinen bei der Startnummernauslosung, da ihm nur noch die Eins geblieben wäre und er die Schneepflugnummer nicht haben wollte. Dadurch wurde er automatisch zurückgereiht und durfte erst nach der Nummer 45 ins Rennen gehen. Der Trick sei "definitiv die richtige Entscheidung" gewesen. Er wollte damit auch ein Zeichen setzen, "dass solche Sachen bei einer WM auch überdacht gehören." Während der Salzburger am Ende nur Rang 29 belegte, fand sich Striedinger (1,94) weitere zwei Plätze zurück auf 31. Österreich muss damit weiter auf den ersten Abfahrtsweltmeister seit dem Triumph von Michael Walchhofer 2003 in St. Moritz warten.

Nach der seit der Saison 2016/17 geltenden Speed-Startreihenfolge dürfen die Top Ten der Weltrangliste ungerade Nummern zwischen 1 und 19 wählen, womit die Besten in einem lange auseinandergezogenen Startfeld zu finden sind und bei unterschiedlichen Bedingungen an die Reihe kommen können. Statt Reichelt eröffnete der Franzose Adrien Theaux das Rennen, er kam nicht über Rang 15 (1,25) hinaus, der unmittelbar nach ihm gestartete Schweizer Mauro Caviezel (0,83) belegte Rang neun.

Ursprünglich hätte um 12.30 Uhr gestartet werden sollen. Wegen Nebels wurde zunächst auf 13:00, später auf 13:30 verschoben. Schlussendlich wurde das Rennen bei starkem Schneefall durchgepeitscht. Der über Nacht gefallene Schnee konnte zwar rechtzeitig aus der Strecke geräumt werden, mit der Absage eines Trainingslaufs am Vormittag war aber klar, dass ein Rennen vom Originalstart über die komplette Distanz von 3.122 Metern nicht gefahren werden durfte. Dafür hätte es eines Mini-Trainings von ganz oben bis unter den Super-G-Start bedurft, damit zumindest einmal alle Passagen bewältigt worden wären. Also musste die Entscheidung in einem wegen der Bedingungen umstrittenen Sprintrennen über lediglich 2.172 m fallen. (Thomas Hirner aus Åre, 9.2.2019)

Ergebnis von der Herren-Abfahrt am Samstag bei der alpinen Ski-WM in Aare:

1. Kjetil Jansrud (NOR) 1:19,98
2. Aksel Lund Svindal (NOR) 1:20,00 +0,02
3. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:20,31 +0,33
4. Beat Feuz (SUI) 1:20,42 +0,44
5. Matthias Mayer (AUT) 1:20,63 +0,65
6. Dominik Paris (ITA) 1:20,72 +0,74
7. Benjamin Thomsen (CAN) 1:20,73 +0,75
8. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 1:20,80 +0,82
9. Mauro Caviezel (SUI) 1:20,81 +0,83
. Bryce Bennett (USA) 1:20,81 +0,83
11. Christof Innerhofer (ITA) 1:20,97 +0,99
12. Ryan Cochran-Siegle (USA) 1:21,00 +1,02
13. Matteo Marsaglia (ITA) 1:21,15 +1,17
14. Adrian Smiseth Sejersted (NOR) 1:21,18 +1,20
15. Adrien Theaux (FRA) 1:21,23 +1,25
16. Felix Monsen (SWE) 1:21,25 +1,27
17. Johan Clarey (FRA) 1:21,35 +1,37
. Mattia Casse (ITA) 1:21,35 +1,37
19. Brice Roger (FRA) 1:21,38 +1,40
20. Bostjan Kline (SLO) 1:21,43 +1,45
21. Niels Hintermann (SUI) 1:21,45 +1,47
22. Christoffer Faarup (DEN) 1:21,47 +1,49
23. Steven Nyman (USA) 1:21,55 +1,57
24. Henrik von Appen (CHI) 1:21,56 +1,58
25. Dominik Schwaiger (GER) 1:21,57 +1,59
26. Travis Ganong (USA) 1:21,63 +1,65
27. Miha Hrobat (SLO) 1:21,70 +1,72
28. Josef Ferstl (GER) 1:21,83 +1,85
29. Hannes Reichelt (AUT) 1:21,87 +1,89
30. Maxence Muzaton (FRA) 1:21,90 +1,92
31. Otmar Striedinger (AUT) 1:21,92 +1,94