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Unterschiedlichere Persönlichkeiten sind kaum denkbar. Und dennoch haben Emese Hunyady und Vanessa Herzog etwas Wichtiges gemeinsam – sie sind österreichische Einzelstreckenweltmeisterinnen im Eisschnelllauf. 20 Jahre nachdem die extrovertierte gebürtige Ungarin in Heerenveen ihren einschlägigen Titel über 1.500 Meter geholt hatte, triumphierte die ursprünglich eher introvertierte Tirolerin am vergangenen Freitag in Inzell über 500 Meter und holte tags darauf noch Silber über die doppelte Distanz.

Für Hunyady, die Olympiasiegerin und Mehrkampfweltmeisterin von 1994, kam der Einzelstreckentitel schon im Herbst der Karriere, Herzog hat mit ihren 23 Jahren das Beste wohl noch vor sich, dafür aber Enttäuschungen und Probleme hinter sich.

Die Plätze vier und fünf im Vorjahr bei Olympia in Pyeongchang waren für sie weniger enttäuschend gewesen als die Reaktionen darauf. Ein grobes Problem waren die schlechten Trainingsmöglichkeiten in Österreich, weshalb in Inzell, Bayern, quasi Herzogs Heimbahn steht. Zu Hause ist sie seit 2016 allerdings im kleinen Ort Otrouza der Gemeide Ferlach in Kärnten. Dort lebt die als Vanessa Bittner geborene, 1,75 Meter große Athletin mit Hühnern, Gänsen, zwei Schweinen (Kiwi und Haka) sowie ihrem Ehemann, Trainer und Manager Thomas Herzog (49). Der wurde über sein Metier hinaus als Manager der verunfallten Stabhochspringerin Kira Grünberg bekannt. Eine Zusammenarbeit, die mit dem Einstieg Grünbergs in die Politik und ihrem Avancement zur VP-Nationalratsabgeordneten endete.

Mehr als 200 Tage im Jahr sind die Herzogs in Sachen Eisschnelllauf unterwegs. Vanessa Herzog, als Fünfjährige vom Opa erstmals aufs Eis geführt, muss im Training eher gebremst werden und hat nach eigenem Bekunden durchaus Lust auf einschlägige Qualen. Abseits vom Eis legt sie tausende Kilometer auf Inlineskates und dem Rad zurück, 30 Trainingsstunden pro Woche kommen vor.

Die Vegetarierin mit Hang zur Schokolade hat in wesentlich leichteren Athletinnen ihre Hauptgegnerinnen. Zuletzt brachte sie in Inzell Nao Kodaira (32) deren erste Niederlage nach 37 Siegen en suite bei. Ob die Japanerin 2022 in Peking noch Herzogs Konkurrentin um Gold sein wird, bleibt abzuwarten. Die fünf Ringe hat sich die möglicherweise zweite Eisschnelllaufolympiasiegerin aus Österreicherin schon vorsorglich auf die Seite tätowieren lassen. (Sigi Lützow, 10.2.2019)