Bild nicht mehr verfügbar.

Dem Anspruch eines universellen Grundeinkommens kann das Pilotprojekt in Finnland nicht gerecht werden.

Foto: REUTERS/ DENIS BALIBOUSE

Helsinki – Das bedingungslose Grundeinkommen wirkt sich positiv auf die Gesundheit von Erwerbslosen aus, beschleunigt aber nicht deren Rückkehr auf den Arbeitsmarkt: Zu diesem Schluss kommen Forschende in der vorläufigen Auswertung eines auf zwei Jahre angelegten Pilotprojekts in Finnland.

Die Sozialversicherungsbehörde Kela stellte vergangenen Freitag die vorläufigen Auswertungsergebnisse des Grundeinkommensexperiments vor. Von Jänner 2017 bis Dezember 2018 bekamen dafür 2.000 zufällig ausgewählte Finninnen und Finnen im Alter von 25 und 58 Jahren monatlich 560 Euro ausgezahlt. Für den Bezug mussten sie keine Termine wahrnehmen oder sonstigen Verpflichtungen nachkommen.

Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse beziehen sich auf das erste Versuchsjahr, abschließende Aussagen können laut den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern erst nach der Auswertung aller Daten getätigt werden. Das ist allerdings erst Anfang 2020 zu erwarten. Ziel der Studie war es herauszufinden, ob Erwerbslose mit einem Grundeinkommen schneller den Weg zurück in den Arbeitsmarkt finden als Erwerbslose, die herkömmliche Sozialleistungen erhalten.

Höhere Lebenszufriedenheit, gleichbleibende Arbeitssuche

Bei der Arbeitssuche gibt es jedoch keine Unterschiede zwischen den Gruppen. "Den Empfängern des bedingungslosen Grundeinkommens gelang es weder besser noch schlechter als der Kontrollgruppe, einen Job zu finden", erklärte Forschungskoordinator Ohto Kanninen. Beide Gruppen weisen gleich viele Arbeitstage pro Jahr auf. Auch das jährliche Einkommen aus Arbeitsleistung liegt auf dem gleichen Niveau.

Das Wohlbefinden der Testgruppe stieg dagegen durch den Bezug des Grundeinkommens. Das drückte sich in gesunkenen Stresssymptomen, Konzentrations- und Gesundheitsproblemen aus. Sie hatten zudem ein stärkeres Vertrauen in ihre Zukunft und ihre eigenen gesellschaftlichen Mitwirkungsmöglichkeiten, sagt die leitende Forscherin Minna Ylikännö von der Sozialversicherung Kela. Weiters gaben die Empfängerinnen und Empfänger an, dass das Grundeinkommen die bürokratischen Abläufe vereinfache. Das finnische Sozialsystem ist vieldiskutiert, da es den Ruf hat, sehr bürokratisch und unübersichtlich zu sein. Das getestete Grundeinkommen sollte durch einfachere Abläufe eine Alternative dazu anbieten.

560 Euro im Monat reichen nicht zum Leben

Genau genommen handelt es sich bei der Monatszahlung im finnischen Experiment jedoch nicht um ein bedingungsloses Grundeinkommen, da man allein von 560 Euro in Finnland nicht leben kann. Das Start-up Mein Grundeinkommen e.V. bezeichnet das finnische Modell daher als "partielles Grundeinkommen". Laut Eurostat lag die Armutsrisikogrenze für Finnland 2017 bei 1.200 Euro im Monat.

Erst nach abschließender Analyse aller Daten kann eingeschätzt werden, welche Auswirkungen die Einführung des Grundeinkommens in Finnland haben könnte, sagt Olli Kangas, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojekts und Professor für Erwerbsleben an der Universität Turku. (APA, jugi, 11.2.2019)