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Vier Grammys mit ungewöhnlichen Themen für das Country-Fach: Kacey Musgraves.

Foto: Reuters

Als sie im weißen Kleid ihr Siegerinnenlied sang, atmete das konservative Amerika auf. Zwar hatte bei der 61. Grammy-Verleihung in Los Angeles am Sonntag eine Frau die Trophäe für das beste Album des Jahres erhalten, aber immerhin eine aus dem Country-Fach: die 30-jährige Kacey Musgraves für Golden Hour.

Aber vielleicht muss dieses Amerika genauer hinhören. Zwar zeigt Musgraves sich gerne mit Kuhbubenhut, Country kann man ihre eher poppige Middle-of-the-Road-Musik aber nur nennen, wenn man weiß, wie weit der Begriff schon ausgereizt ist. Im Vergleich zu Kacey Musgraves ist Dolly Parton John Wayne.

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Kacey Musgraves war mit vier Trophäen die große Gewinnerin der Grammy Awards. Bekannt wurde sie noch als Teenager über das Reality-TV-Format Nashville Star. Da versandete sie zwar im Mittelfeld, doch Mercury Records erkannte das Talent und nahm die junge Frau unter Vertrag. Sie veröffentlichte die in der Zielgruppe vielbeachteten Alben Same Trailer Different Park und Pageant Material, bevor sie sich und ihren Fans ein obligatorisches Weihnachtsalbum gönnte.

Exorzismus statt Absolution

Ihr nun preisgekröntes Golden Hour bezieht sich auf ihre gleichnamige Geburtsstadt Golden in Texas. Doch anstatt ihre Heimat nostalgisch mit Weihrauch zu überziehen, behandelt sie darauf ihre Erfahrungen mit LSD und rodeoferne Themen wie die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen. Dafür kriegt man in den Kirchen von Texas eher einen Exorzismus verordnet als die Absolution erteilt. Doch das ist Musgraves scheinbar nicht wichtig. Sie hinterfragt sogar Glaubensfragen in ihren Songs.

So gesehen war Kacey Musgraves die perfekte Wahl als große Gewinnerin bei den diesjährigen Grammys. Einerseits deckt sie mit Country ein konservatives Segment ab, als Frau, die sich für sexuelle Minderheiten starkmacht, ist sie gleichzeitig ein Signal dafür, dass die Grammys im 21. Jahrhundert angekommen sein könnten.

Idole Prine und Krauss

Diese standen vor allem im Vorjahr stark in der Kritik, weil sie den Beitrag von Frauen im Musikgeschäft beharrlich unterspielt hatten. Musgraves hat diesbezüglich heuer für eine Zäsur gesorgt. Sie und viele andere Frauen, die ausgezeichnet wurden.

Musgraves kann sich mit ihren vier neuen Preisen jetzt ein bisschen zurücklehnen und mit ihrem Ehemann Ruston Kelly (seit 2017) ihren Idolen lauschen. Das sind John Prine und die große Alison Krauss. Vielleicht färbt etwas von deren Musik auf die ihre ab. Schaden wäre das keiner. (Karl Fluch, 11.2.2019)