Fehlt da nicht etwas? Nein, die Zukunft ist kabellos, sagt Sram.

Foto: Sram

Gangwechsel per Fingerwippen mit der neuen Sram Eagle AXS.

Foto: Sram

Die kabellose XX1-Gruppe kommt auf 2.100 Euro. Ihr analoges Pendant ist um die Hälfte zu haben.

Foto: Sram

Innsbruck – Auf den Social-Media-Plattformen diverser Mountainbikestars war vergangene Woche ganz schön was los, denn die Sram-Werksfahrer und -innen wurden nicht müde, die neueste Innovation ihres Sponsors zu bewerben: die erste kabellose elektronische Schaltung für Mountainbikes. Die AXS-Serie soll quasi den Aufbruch in ein neues Mountainbike-Zeitalter markieren: aus Kundensicht das kabellose, aus Herstellersicht das goldene.

Was im Rennradbereich längst Usus ist (dort bieten Sram, Campagnolo und Shimano bereits elektronische und kabellose Schaltungen an), soll nun am Mountainbike Einzug halten. Shimano hat zwar mit der Di2-Gruppe eine elektronische, aber nicht kabellose MTB-Schaltung im Angebot. Sram will mit den kabellosen Zwölffachschaltungen XX1 und X01 Eagle AXS sowie der ebenso wireless bedienbaren Telekopstütze Reverb AXS Endkunden neue Möglichkeiten eröffnen, lautet das Versprechen.

Mehr Komfort und aufgeräumte Optik

Die Vorteile erklärt Sram so: kein lästiges Verlegen der Seilzüge mehr, kein nerviges Einstellen der Schaltung, kein Chaos im Cockpit, kein Klappern im Rahmen. Dafür Gangwechsel und Sattelhub in bisher ungekannter Präzision. Die elektronischen Bauteile stellen sich auf Knopfdruck von selbst ein, einfache Montage genügt. Wobei der Video-Guide zur Installation des neuen AXS-Systems mehr als nur das voraussetzt (siehe Link unten). Bei der Reverb fällt die Hydraulikleitung weg, und das Entlüften soll ganz einfach auf Knopfdruck möglich sein, was zugleich dank neuer Ventiltechnik das oftmals lästige Absenken verhindere.

Dass sich die Installation der Eagle AXS praktisch von selbst erledigt, dürfte angesichts dieser Videoanleitung des Herstellers eine Werbefloskel sein.
SRAM TECH

Die Energieversorgung erfolgt im Schaltwerk via Akku, der laut Herstellerangabe eine Laufzeit von 20 Stunden haben soll. Im Controller am Lenker, mit dem die Gänge via Fingerwippen gewechselt werden, sorgt eine Knopfzelle, deren Lebensdauer mit "über zwei Jahren" angegeben wird, für die Stromversorgung. Der Akku in der Sattelstütze soll 60 bis 80 Stunden lang Dienst tun, bevor er wieder geladen werden muss.

Schaltung zum Preis eines Radels

Über all die vermeintlichen technischen Vor- und Nachteile wird in den diversen Bikeforen heftig diskutiert. Nur der Preis der ab April im Handel erhältlichen Kabelloslinie sorgt durch die Bank für ungläubiges Staunen: So kommt die günstigere Version, die X01 Eagle AXS, auf 2.000 Euro, die XX1 Eagle AXS auf 2.100 Euro. Bei der Sattelstütze Reverb AXS werden 800 Euro fällig.

Vom Gewicht her ist die Schaltgruppe übrigens der nichtelektronischen ebenbürtig, bei der Sattelstütze ist die AXS-Version 57 Gramm schwerer als ihr hydraulisches Pendant. Dafür, so verspricht Sram, wurde bei der Haltbarkeit auf Langlebigkeit geachtet. So sind die AXS-Schaltungen staub- sowie wasserdicht und sollen (auch wenn davon abgeraten wird) selbst dem Hochdruckreiniger Standhalten. Das Schaltwerk ist zudem mit einer Überlastungskupplung ausgestattet, die im Falle eines Felskontaktes ausklinkt, um Schäden zu vermeiden, und sich dann selbstständig wieder in die richtige Position zurückschaltet.

Natürlich wird das elektronische System auch Daten liefern. Wann die Kette gewechselt werden sollte, wie oft man rauf- oder runtergeschaltet hat, all das soll via App erfahrbar werden. Bleibt die Frage: Wozu? Was halten Sie von dieser technischen Neuerung? Würden Sie sich die AXS aufs Radl montieren, oder bleiben Sie eher dem analogen Bowdenzugsystem, das sicherlich ebenfalls seine Schwachstellen hat, treu? (Steffen Arora, 12.2.2019)