Es war in der Vorweihnachtszeit, als Alexander Schermann auf seinem Heimweg am Schottentor vorbeikam. Bei der Straßenbahnstation sah er einen Mann reglos am Boden liegen. "Es waren schon zwei Personen dabei, ich bin aber trotzdem hin, weil Fragen kostet nix. Und wenn ich helfen kann, helfe ich", sagt der 20-Jährige.

Alexander Schermann ist ehrenamtlich für den Arbeiter-Samariter-Bund tätig.
Foto: Arbeiter-Samariter-Bund

Vier bis sieben Einsätze pro Schicht

Alexander Schermann ist es gewohnt zu helfen. Der im Burgenland lebende und in Wien studierende junge Mann engagiert sich ehrenamtlich im Rettungsdienst des Arbeiter-Samariter-Bundes. Er ist sowohl am Tag als auch in der Nacht unterwegs, dank der Kulanz seines Stützpunktleiters in Weppersdorf kann er sich seine Einsätze gut einteilen. Die Schichten dauern jeweils zwölf Stunden.

"Bei uns am Land ist natürlich weniger los als in der Großstadt", erklärt Schermann. Die Anzahl der Einsätze hänge stark davon ab, ob die Schicht auf einen Wochentag oder ein Wochenende falle. "Im Durchschnitt finden wohl zwischen vier und sieben Einsätze pro Schicht statt", schätzt er. An das Aufbleiben während der Nachtschichten habe er sich relativ schnell gewöhnt, zumal man in Ruhezeiten auch schlafen könne. "Aber die Gewissheit, dass jederzeit ein Einsatz reinkommen kann, hält einen natürlich wach. Und am Ende der zwölf Stunden ist man schon froh, wenn man nach Hause fahren und sich ins eigene Bett legen kann."

"Der Dank der Menschen gibt einem extrem viel"

Zum Rettungsdienst des ASB ist Schermann über den Zivildienst gekommen. Die Tätigkeit macht ihm trotz aller Anstrengung sehr viel Spaß, vor allem das Arbeiten im Team. "Man ist ja nicht als Einzelgänger unterwegs, sondern muss einander blind vertrauen. Und es ist eine Freude, für andere Menschen da zu sein. Wenn Menschen, denen man geholfen hat, extra zu uns zum Stützpunkt kommen und sich bedanken, gibt einem das extrem viel." Zudem könne er das während der Sanitäterausbildung erlernte Wissen gleich direkt anwenden, "man sieht unmittelbar den Erfolg des eigenen Handelns."

Alexander Schermann (links) ist froh, im Team arbeiten zu können.
Foto: Michael Farkas

Neben den regulären Schichten vertritt Schermann auch immer wieder den Stützpunktleiter bei Vorführungen des Rettungswagens in Schulen. Dann werden zum Beispiel Informationen rund um den Notruf weitergegeben und die Funktionen des Autos erklärt. Auch die Sirene darf einmal betätigt werden: "Das ist immer das Highlight für die Schüler". Auch bei Festivals oder Festen ist Schermann oft im Einsatz.

Lebensrettende App

Und natürlich setzt er sein Wissen als Sanitäter auch dann ein, wenn er privat unterwegs ist. So wie in jener Situation am Schottentor. "Es war gut, dass ich hingegangen bin, denn der Mann hatte einen Herzstillstand. Gemeinsam mit einer anderen Person habe ich eine Herzdruckmassage durchgeführt. Ein dritter Mann, der ebenfalls Sanitäter war, war über die Lebensretter-App alarmiert worden und hatte zum Glück einen Defibrillator dabei. Dank unseres schnellen Eingreifens war dann wieder ein Puls messbar. Zu wissen, dass der Mann durch unsere rasche Hilfe wieder am Leben war, war ein sehr sehr gutes Gefühl."

Alexander Schermann ist 20 Jahre alt und studiert Jus. (Philipp Schneider, 12.02.2019)