Gemeinsame Kraftanstrengungen sind nötig, um mit Verwüstungen durch Extremwetterereignisse fertigzuwerden.

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Hochwasser, Lawinen, Murenabgänge: Die Folgen extremer Wetterereignisse, die aufgrund des Klimawandels in Häufigkeit und Intensität variieren, gefährden Wohnungen, Menschen, Infrastrukturen. Katastrophen verursachen aber nicht nur wirtschaftlichen Schaden. Gemeinsame Kraftanstrengungen sind nötig, um mit Verwüstungen fertigzuwerden. Resilienz als Gruppe ist gefragt, Senioren, Pflegebedürftige, Kinder und ihre Familien benötigen eventuell Hilfe.

"Im alpinen Raum sind wir sehr weit, was das technische Naturgefahrenmanagement betrifft. Im Bereich sozialer Resilienz gibt es aber nach wie vor Forschungsbedarf", sagt Susanna Wernhart vom Institut für Alpine Naturgefahren der Boku Wien.

Extreme Wettereignisse

Gemeinsam mit Kollegen haben sie im Projekt "Extend" Ideen zur "Dokumentation von physischen und sozialen Aspekten der Folgen von Extremwetterereignissen" gesammelt. Die Untersuchung wurde im Rahmen des Klimaforschungsprogramms "StartClim" mit Mitteln des Umweltministeriums, des Wissenschaftsministeriums und des Landes Oberösterreich gefördert.

Eine Reihe von Organisationen dokumentiert die Folgen extremer Wetterereignisse. In Österreich nehmen etwa die Landesverwaltungen, Infrastruktureinrichtungen wie ÖBB oder Asfinag, die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und Universitäten einschlägige Daten auf. Zudem gibt es Bemühungen, zentrale, bundesweite Datenplattformen zu schaffen.

Verletzlichkeit und Widerstandsfähigkeit

Im Projekt wurde einerseits untersucht, wie bestehende Daten in Österreich und in Nachbarländern strukturiert und ob sie vergleichbar sind. Andererseits wurde analysiert, inwiefern soziale Informationen vorhanden sind, aus denen die Vulnerabilität und Resilienz, also Verletzlichkeit und Widerstandsfähigkeit, einer Gemeinschaft ableitbar sind.

"Hinter jeder der Dokumentationen steht eine Art von Standardisierung. Terminologie und betrachtete Aspekte sind aber oft unterschiedlich", ergänzt die ebenfalls am Projekt beteiligte Forscherin Karin Weber vom Institut für Landschaftsplanung der Boku. Beispielsweise gebe es in Österreich noch große Unterschiede zwischen den Ländern.

Daten zu sozialen oder emotionalen Aspekten würden "höchstens in Einzelprojekten" vertiefend aufgenommen. Entsprechende Befragungen könnten aber dabei helfen, als Gesellschaft zu lernen, betonen Wernhart und Weber. "Man kann sehen, wie die Katastrophen nachwirken und wo die sozialen Netzwerke vielleicht nicht da waren. Eine Frage ist, was Menschen dazu bewegt, sich besser vorzubereiten. Welche Faktoren erhöhen oder vermindern das Risikobewusstsein?"

Befragungen auf drei Ebenen

Die Forscherinnen haben mögliche Themen derartiger Befragungen in drei Ebenen gruppiert, die eine Basis für einschlägige Untersuchungen in der Zukunft geben könnten. Ebene eins betrifft demnach Aspekte wie Alter, Einkommen, Geschlecht oder besondere Bedürfnisse und sollte Teil aller Ereignisdokumentationen sein. Ebene zwei fragt in tiefergehenden Untersuchungen nach Faktoren wie Bildung, Beruf, Nachbarschaft, Gesundheit oder Risikowahrnehmung und soll die soziale Vulnerabilität abbilden.

Ebene drei zielt dagegen auf emotionale und psychosomatische Aspekte. Sie soll etwa zeigen, was erforderlich ist, um zur Normalität zurückzukehren, und wie mit Risiken umgegangen wird. Das auf diese Art gesammelte Wissen könnte helfen, dass die Betroffenen das nächste Hochwasser besser überstehen – und zwar alle gemeinsam. (Alois Pumhösel, 17.2.2019)