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Die US-Kongressabgeordnete mit somalischen Wurzeln hat scharfe Kritik aus allen politischen Lagern hervorgerufen.

Foto: AP Photo/Carolyn Kaster

Lang hat es nicht gedauert, bis Ilhan Omar für Schlagzeilen sorgte. Die US-Kongressabgeordnete mit somalischen Wurzeln, die nach den Midterm-Wahlen vom vergangenen November erst seit dem 3. Jänner ihren Bundesstaat Minnesota im Repräsentantenhaus vertritt, hat scharfe Kritik aus allen politischen Lagern hervorgerufen – auch aus ihrem eigenen, jenem der Demokraten.

Omar habe sich antisemitisch geäußert, so der Vorwurf. Tatsächlich hat die 37-jährige gebürtige Somalierin, die 1995 als Flüchtling in die USA kam, getwittert, die israelfreundliche Haltung in den USA lasse sich mit den Millionenspenden der proisraelischen Lobbygruppe Aipac erklären. Sie zitierte auch den Rap-Song "It's All About the Benjamins" von Puff Daddy & The Family. "Benjamin" ist der umgangssprachliche Ausdruck für die 100-Dollar-Banknote mit dem Konterfei von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten.

Trump nicht zufrieden

Das politische Washington, ganz vorn auch Omars Parteifreundin und Parlamentschefin Nancy Pelosi, forderte eine umgehende Entschuldigung. Diese kam – ebenfalls auf Twitter: Sie bitte um Verzeihung, und sie sei dankbar dafür, dass sie über die schmerzliche Geschichte antisemitischer Stereotype aufgeklärt worden sei, erklärte die Politikerin, die sich stets mit Kopftuch zeigt. Sie und die Demokratin Rashida Tlaib aus Michigan sind die ersten muslimischen Frauen im US-Repräsentantenhaus. Nie habe sie beabsichtigt, "Wähler oder jüdische Amerikaner im Allgemeinen zu verletzen". Eine Entschuldigung, die zumindest für US-Präsident Donald Trump nicht ausreichte.

Omar erlangte 2000 die US-Staatsbürgerschaft. Ihr Vater, in Somalia Lehrer, war in der neuen Heimat zunächst Taxifahrer und dann Postbediensteter, ihre Mutter starb, als Omar – jüngstes von sieben Kindern – zwei Jahre alt war. In der Schule, wo sie eigenen Berichten zufolge oft gemobbt wurde, lernte Omar rasch Englisch und promovierte 2011 an der North Dakota State University in Politologie und Internationalen Studien.

Während des Studiums arbeitete Omar als Ernährungsberaterin, betätigte sich aber auch politisch. Wahlkampferfahrung sammelte sie 2012 im Team einer Regionalpolitikerin. 2016 wurde sie selbst in den Kongress von Minnesota gewählt. Schon damals äußerte sich die dreifache Mutter, die in vielen anderen Bereichen durchaus der Parteilinie folgt, mehrfach kritisch in Bezug auf Israel. (Gianluca Wallisch, 12.2.2019)