Vorsicht, erhöhte Vorsicht und Gefahr: In drei Kategorien listet die Stadt Problemstellen auf dem Schulweg auf.

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Fehlende Schutzwege, zu tief hängende Schaltkästen oder einfach nur ein Strauch, der an einer ungünstigen Stelle eingepflanzt wurde. Eigentlich hat die Magistratsabteilung 46 (Verkehrsorganisation) der Stadt Wien bereits im Jahr 2002 begonnen, Pläne auszuarbeiten, die auf Gefahrensituationen auf dem Schulweg aufmerksam machen.

Seither sei nur wenig passiert, kritisierten am Dienstag die Wiener Neos. "In Wien wurden im Vorjahr über 70 Kinder auf ihrem Schulweg verletzt. Die Stadt kennt die Gefahren, aber es wird nicht gehandelt", sagte Klubchef Christoph Wiederkehr vor Journalisten. Das Thema der sicheren Schulwege müsse über die Debatte rund um verpflichtende Abbiegeassistenten für Lkws hinausgehen.

So listet die Stadt in ihrem Bericht, der online abrufbar ist, für alle 270 Volksschulen in Wien Problemstellen in drei Gefahrenstufen auf – Vorsicht, erhöhte Vorsicht oder Gefahr. Auf dem Weg in die Schule der Hernalser Rötzergasse wird Kindern beispielsweise geraten, den Schutzweg in der Jörgerstraße nicht zu queren. Denn: "Der Kreuzungsbereich liegt direkt nach einer leichten Kurve." Autofahrer würden dadurch die Fußgänger erst sehr spät sehen. Die Kinder sollen daher den "sicheren, etwas längeren Weg" über die nächste ampelgeregelte Kreuzung benutzen. Für Wiederkehr ist dieses Vorgehen "absurd". Gefahren wie diese sollten im Straßenverkehr eliminiert werden.

Sicherheitspaket der Stadt

Zwar kündigte die Stadt vergangene Woche einen Drei-Punkte-Plan an, um die Schulwegsicherheit zu erhöhen, in dem bauliche Maßnahmen ebenso geplant sind, wie die Ampelschaltungen anzupassen und zusätzliche Tempo-30-Zonen einzurichten. Aber das reicht den Neos nicht. Es brauche eine Gesamtlösung für die Stadt. Und das noch heuer.

Bis Ende des Jahres sollen daher in einem ersten Schritt pro Bezirk die drei größten Gefahrenpunkte beseitigt werden. Dafür fordern die Neos einen Sonderbudgettopf von rund 13,8 Millionen Euro. Pro Kreuzung rechnen die Pinken mit Kosten von etwa 200.000 Euro. Das Geld solle aus dem Stadtbudget umgeschichtet werden, sagte Wiederkehr.

Zudem fordern die Neos, dass bei der Einschreibung in eine Volksschule alle Eltern den Plan der Magistratsabteilung 46 erhalten, um über Gefahren auf dem Schulweg Bescheid zu wissen.

25 mögliche Schulstraßen

Geprüft werden in Wien derzeit rund 25 neue Schulstraßen. Also Schulstandorte, die sich an die Mobilitätsagentur der Stadt gewandt haben, um ein temporäres Fahrverbot rund um den Unterrichtsbeginn einzuführen. "Wir sind zuversichtlich, dass es bald einige neue geben wird", sagt Kathrin Ivancsits von der Agentur. Nach dem erfolgreichen Pilotversuch in der Wiener Leopoldstadt ist die Schulstraße Vereinsgasse dauerhaft eingerichtet.

Erst am Montag kam es in Wien zu einem erneuten Schulwegunfall. Beim Rechtsabbiegen in die Linzer Straße in Wien-Penzing hat ein Autofahrer beim Gruschaplatz einen Buben übersehen, der über die Straße zur Straßenbahn gelaufen war. Der Neunjährige wurde leicht verletzt, berichtete die Polizei am Dienstag.

Forderung nach Abbiegeassistenten

Nachdem Wien am Montag bekanntgab, die eigenen Lkws mit Abbiegeassistenten auszustatten, will auch Klagenfurt entsprechende Geräte testen. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) forderte am Dienstag die Nachrüstung des gesamten öffentlichen Lkw-Fuhrparks. "Ziel muss sein, dass bereits heuer alle Lkws der öffent lichen Hand mit Assistenzsystemen ausgestattet sind", sagte Markus Gansterer. Auch für Private fordert der VCÖ eine verpflichtende Nachrüstung. (Oona Kroisleitner, 12.2.2019)