Er will "keinen Unterschied zwischen dem schönen und starken Geschlecht machen", sagte Direktor Walter Gropius 1919 bei der Gründung des Bauhauses in Weimar. Im ersten Semester lag der Anteil der Studentinnen der Kunstakademie tatsächlich bei über 50 Prozent.

Was in Erinnerung blieb, sind aber vor allem die Objekte der Männer wie etwa die Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer oder Ludwig Mies van der Rohe oder die Werke von Paul Klee und Wassily Kandinsky. Die Rolle der Frauen am Bauhaus will die ARD anlässlich des diesjährigen Jubiläums 100 Jahre Bauhaus im Hauptabend am Mittwoch ergründen.

Im Mittelpunkt des Spielfilms Lotte am Bauhaus (Mittwoch, 20.15 Uhr) steht die fiktive Person der jungen Lotte Brendel (Alicia von Rittberg), die sich gegen den Willen ihres Vaters am Bauhaus bewirbt und aufgenommen wird. Konventionen sind ihr egal, sie will ihr Ding durchziehen, auch ohne familiäre Unterstützung. Sie hat Talent, Durchsetzungskraft, ist nicht auf den Mund gefallen.

Foto: MDR/UFA Fiction

Einen Verbündeten findet sie von Beginn an in Paul Seligmann (Noah Saavedra), später ihr Partner und Vater ihres Kindes. Paul schätzt ihre Ideen, sie arbeiten eng zusammen. Und doch verleugnet er Lottes Anteil an den gemeinsamen Entwürfen, degradiert ihre Arbeit.


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Ebenso wie Leiter Gropius (Jörg Hartmann), der seine Studentinnen dann doch hinter den Webstuhl steckt.

"Keine Experimente mehr", er will seinen Ruf und seine Karriere nicht gefährden. Der fiktionale Film begleitet Lotte von der Gründung des Bauhauses in Weimar über den Umzug nach Dessau bis zur Auflösung der Bewegung durch die Nazis.

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Beziehungskitsch

Der Film hätte eine spannende Auseinandersetzung mit der Geschichte der Bauhaus-Frauen und vor allem ihrer Werke und Ideen werden können. Das ist nicht gelungen. Zu wichtig sind Autor Jan Braren und Regisseur Gregor Schnitzler kitschiger Beziehungsknatsch zwischen Lotte und Paul, Pauls Affäre mit Dörte Helm (Julia Riedler), die als Bauhaus-Femme-fatale herhalten muss, wird allzu groß ausgebreitet.

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Immerhin zeigt die ARD im Anschluss ab 22 Uhr die sehenswerte Doku Die Bauhausfrauen mit Porträts der Textildesignerin Gunta Stölzl, Alma Siedhoff-Buscher (bekannt sind ihr Spiele und Möbel für Kinder) und Designerin Friedl Dicker. (ae, 13.3.2019)

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