Forscher setzen ein Netz zum Fangen von Plankton an Bord der Meteor aus. Ein internationales Wissenschafterteam will in den nächsten Wochen das Rätsel um die schwindenden Fischbestände vor der Küste Namibias klären.

Foto: Werner Ekau, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung

Eigentlich sollte das Benguela-Auftriebsgebiet vor der Küste Namibias den Fischen gute Lebensbedingungen bieten. Doch trotz der nährstoffreichen Umgebung sind die Bestände in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Wissenschafter stehen daher vor einem Rätsel. Nun soll im Rahmen einer Schiffsexpedition das Gebiet näher unter die Lupe genommen werden. Die Forschungsfahrt mit der Meteor wird von Mitte Februar bis Ende März dauern, an Bord sind Experten vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) sowie Mitarbeiter von neun weiteren Einrichtungen aus Deutschland, Namibia und Südafrika.

Auftriebsgebiete sind hochproduktive marine Ökosysteme, die einen erheblichen Teil der weltweiten Fischereierträge liefern und damit eine wichtige Rolle für die Ernährung der Weltbevölkerung spielen. Aus den Tiefen der Meere strömen dort große Mengen an Nährstoffen an die Oberfläche, die überaus viel Plankton gedeihen lassen und so dem Fischbestand eine reich gedeckte Tafel bieten.

Kaum noch Sardinen

In den letzten Jahrzehnten gingen jedoch die Fänge in der Region stark zurück, von rund fünf Millionen Tonnen am Ende der 1960er Jahre auf heute zirka 1,7 Millionen Tonnen. Insbesondere die beliebten Sardinen und Sardellen, die wichtigste Eiweißquelle der Küstenbevölkerung, gibt es vor Namibia im nördlichen Benguela-Gebiet kaum noch. Entsprechend hat auch die Zahl der Räuber abgenommen, die sich von diesen Fischschwärmen ernähren, wie Stöcker, Seehecht, Seevögel und Robben.

"Als Grund hierfür spielt Überfischung nicht die Hauptrolle", erklärt Werner Ekau, Fischereibiologe am ZMT und Fahrtleiter der Expedition. "Denn in Namibia gibt es seit 30 Jahren ein sehr effektives Fischereimanagement." Auch verwundert die Forscher, dass vor Südafrika im südlichen Teil des Auftriebsgebiets der Fischreichtum noch wesentlich höher ist als im nördlichen, obwohl die Menge des Planktons im gesamten Benguela-Strom ähnlich ist und den Fischen damit eine gute Nahrungsgrundlage bietet.

Klimawandel und Sauerstoffmangel

Die Wissenschaftern vermuten aber bereits jetzt schon, dass der Einfluss des Klimawandels auf die Region eine Rolle spielt. Die Meereserwärmung lässt das Plankton im Auftriebsgebiet noch reichlicher gedeihen. Große Mengen davon werden nicht gefressen, sondern sinken in die Tiefen des Ozeans, wo sie verwesen und bakterielle Prozesse antreiben, die zu einer Sauerstoffarmut im Wasser führen. Die wiederum macht den Fischen zu schaffen, die ihren Lebenszyklus nicht mehr vollenden können oder aus den Gebieten abwandern. So haben beispielsweise die Sardinen ihr Verbreitungsgebiet nach Süden in Richtung Kap der Guten Hoffnung verlagert. (red, 13.2.2019)