Unmittelbar vor der Tat waren der Bosnier und seine serbische Ex-Freundin in einem Café, in dem diese gearbeitet hat, zusammengekommen.

APA / Hans Punz

Wien – Ein Mann hat laut Polizei in der Herthergasse in Wien-Meidling am Dienstagabend seine Ex-Freundin durch einen Kopfschuss lebensgefährlich verletzt und danach einen Selbstmordversuch verübt. Beide Personen wurden mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Spital eingeliefert.

Der 53-jährige mutmaßliche Täter, ein bosnischer Staatsbürger, erlag noch in den Nachtstunden seinen schweren Verletzungen. Dienstagnacht hatte die Wiener Polizei auch bekanntgegeben, dass die 48-jährige Frau ihren schweren Verletzungen erlegen sei. Diese Meldung wurde am Mittwochvormittag korrigiert: Das Tatopfer liegt demnach noch im Koma, hat aber so gut wie keine Überlebenschancen, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger dem STANDARD.

Bei der Tatwaffe handelt es sich laut Polizei um eine Pistole der Marke Zarotti (Kaliber 7,65). Der Beschuldigte hatte die Waffe illegal besessen und geführt.

Doch kein Streit im Lokal

Beide Personen befanden sich unmittelbar vor der Tat in einem nahe dem Tatort gelegenen Café, wo das Opfer arbeitete. Ursprüngliche Angaben, wonach es dort zu einem Streit zwischen gekommen sein soll, haben sich laut Polizei vorerst nicht bestätigt.

Die Exekutive geht aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse von einer Beziehungstat aus. Opfer und Tatverdächtiger waren demnach seit Jahren liiert. Die Hintergründe zur Beziehung und das Motiv für die Tat sowie die Beschaffung der Waffe waren noch Gegenstand der Ermittlungen.

2008 Anzeige wegen Wirtshausrauferei

Es soll nach vorläufigen Erkenntnissen vor der Tat zu keinen polizeilich relevanten Vorfällen in der Beziehung gekommen sein. Gegen den Bosnier war aber im Jahr 2008 nach einer Wirtshausrauferei eine Anzeige wegen Körperverletzung erstattet worden, die aber nicht in einer Verurteilung mündete.

Weil der Tatablauf zunächst völlig unklar war und nicht ausgeschlossen werden konnte, dass der Schütze noch frei herumlief, wurde die Gegend großräumig abgeriegelt.
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Gegend wurde zunächst großräumig abgeriegelt

Die Polizei gab die Einsatzzeit mit 21.21 Uhr an. Weil der Tatablauf zunächst völlig unklar war und nicht ausgeschlossen werden konnte, dass der Schütze noch frei herumlief, wurde die Gegend großräumig abgeriegelt. Nach kurzer Zeit konnte aber Entwarnung gegeben werden. Im Lokal und auf der Straße sowie in einem weiteren Beisl vis-à-vis des Tatorts gab es viele Zeugen des Vorfalls, die in den Nachtstunden einvernommen wurden. Die Befragungen sollten nähere Aufschlüsse über den Hergang des Verbrechens liefern.

In den umliegenden Blocks sorgte viel Blaulicht in den Abendstunden für gespenstische Stimmung, zumal in der Wolfganggasse die Straßenbeleuchtung abgedreht oder ausgefallen war. Abgesehen von der Polizei und den Zeugen waren die Straßen nahezu menschenleer. Die Arbeit der Spurensicherung war vor Mitternacht noch nicht abgeschlossen.

Serie an Gewalttaten an Frauen

Der Fall ist ein weiterer in einer beispiellosen Serie an Gewalttaten an Frauen. Seit Jahresbeginn sind zumindest sieben Frauen nach Attacken von zumeist Männern ums Leben gekommen. Die Attacken haben zu einer Diskussion um Gewalt an Frauen geführt. Im Ministerrat sollten am Mittwoch bei der Präsentation der Strafrechtsreform auch Präventionsmaßnahmen vorgestellt werden. Am Abend sollte es bei einer Podiumsdiskussion, über die die APA berichten wird, ebenfalls um dieses Thema gehen. (red, APA, 13.2.2019)