Bogota/Caracas – Kolumbiens Präsidenten Iván Duque Márquez hat offengelassen, ob er es den USA ermöglicht, von seinem Land aus militärisch gegen Venezuela zu operieren. Auf die Frage, ob er sich eine Stationierung von US-Militär an der Grenze zu Venezuela vorstellen könne, sagte Duque am Dienstagabend (Ortszeit) in Bogotá, die Welt müsse ihre Augen auf das richten, was in Venezuela geschehe.

Alle Maßnahmen müssten ergriffen werden, um den "Genozid durch die Diktatur in Venezuela" zu beenden. Duque wollte kurz nach einem Treffen mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier nach Washington reisen, um mit US-Präsident Donald Trump die Lage in Venezuela zu erörtern.

Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro verhindert, dass Hilfsgüter, insbesondere aus den USA, ins Land kommen. Steinmeier sagte nach dem Treffen mit Duque, die humanitäre Situation in Venezuela sei dramatisch. Die Lage in dem südamerikanischen Land sei "absolut offen". Es gelte unbedingt, Blutvergießen zu verhindern. Er hoffe, dass es baldmöglichst zu einer freien Präsidentschaftswahl komme.

Außenminister: Keine humanitäre Krise im Land

Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza hat bestritten, dass sich sein Land in einer humanitären Krise befindet. "Es gibt keine humanitäre Krise. Es gibt eine Wirtschaft, die einer Blockade unterliegt", sagte Arreaza bei den Vereinten Nationen in New York am Dienstag. Dort hatte ihn am Vortag UNO-Generalsekretär António Guterres empfangen und sich erneut als Vermittler in der tiefen Krise angeboten.

Es war das zweite Treffen der beiden innerhalb eines Monats. Die Behauptung einer humanitären Krise bezeichnete Arreaza als "Heuchelei". Die USA drohten Venezuela Gewalt an und forderten andere Staaten zur Blockade auf, lieferten als politisches Druckmittel aber gleichzeitig humanitäre Hilfe.

Lawrow warnt vor Einmischung

Unterdessen warnte der russische Außenminister Sergej Lawrow die USA vor einer wie auch immer gearteten Einmischung in die inneren Angelegenheiten Venezuelas. In einem Telefongespräch mit seinem US-Kollegen Mike Pompeo sagte Lawrow nach Angaben der Agentur Tass am Dienstagabend, dass weitere Konsultationen Washingtons und Moskaus zur Lage in Venezuela im Rahmen der Vereinten Nationen geführt werden sollten.

Das erdölreichste Land der Welt leidet unter einer schweren Versorgungskrise. Viele Menschen hungern, in den Krankenhäusern fehlt es an Medikamenten und Material. Staatschef Nicolás Maduro lehnt die humanitäre Hilfe allerdings ab. Er befürchtet, dass die Lieferungen lediglich ein Vorwand für eine militärische Intervention in Venezuela sein könnten.

In der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta warten seit vergangener Woche zehn Lastwagen mit etwa 100 Tonnen Hilfsgütern auf die Erlaubnis, einfahren zu dürfen. Am Dienstag demonstrierten in Venezuela zahlreiche Regierungsgegner dafür, die humanitäre Hilfe für die notleidende Bevölkerung ins Land zu lassen. UN-Sprecher Stéphane Dujarric sagte, diese Hilfe dürfe in keiner Weise für politische Zwecken missbraucht werden. (APA, 13.2.2019)