Washington – Nach einem tätlichen Angriff auf einen BBC-Kameramann während eines Wahlkampfauftritts von US-Präsident Donald Trump hat der britische Sender unzureichende Sicherheitsvorkehrungen für die Medienvertreter bei derartigen Veranstaltungen kritisiert.

Der BBC-Büroleiter für Nordamerika, Paul Danahar, bat nach eigenen Angaben Trumps Pressesprecherin Sarah Sanders um eine "komplette Überprüfung" der Sicherheitsmaßnahmen. Der Kameramann Ron Skeans war am Vorabend im texanischen Grenzort El Paso von einem Trump-Anhänger gestoßen worden.

Laut Danahar war der Zugang zum Medienbereich während der Trump-Veranstaltung unbeaufsichtigt. Auch hätten keine Sicherheitsbeamten während oder nach der Attacke eingegriffen. Danahar trat damit der Darstellung von Trumps Wahlkampfteam für 2020 entgegen, welches das "rasche Eingreifen" der Sicherheitskräfte gelobt hatte.

Anti-Medien-Parolen

Trumps Sprecherin Sanders erklärte, der Präsident verurteile "jeglichen Einsatz von Gewalt gegen Individuen oder Gruppen – so auch gegen Vertreter der Presse". Wer an solchen Veranstaltungen teilnehme, solle sich "friedlich und respektvoll" verhalten. Für die Sicherheitsmaßnahmen bei Trumps Wahlkampfauftritten sei aber dessen Kampagnenteam zuständig.

Der Angreifer in El Paso trug eine Kappe mit dem Trump-Slogan "Macht Amerika wieder großartig" und brüllte Anti-Medien-Parolen, als er auf den BBC-Mann losging. Skeane blieb unverletzt. Der ebenfalls bei der Veranstaltung anwesende Washington-Korrespondent der BBC, Gary O'Donoghue, berichtete, der Trump-Fan habe versucht, die BBC-Kamera zu zertrümmern.

Aggressive Stimmung

Der US-Präsident prangert regelmäßig die sogenannten Mainstream-Medien wegen angeblich falscher und feindseliger Berichterstattung über seine Präsidentschaft an. Die Stimmung in seiner Anhängerschaft gegenüber den Medien bei Trump-Auftritten ist oft aggressiv.

Auch in El Paso zog Trump wieder über die Medien her. Nach dem Angriff auf Skeane unterbrach der Präsident dann seine Rede, zeigte auf den Medienbereich und fragte: "Alles klar bei Ihnen? Alles ok?" Im weiteren Verlauf seines Auftritts schimpfte der Präsident dann erneut über die "total unehrlichen Medien".

Auch die Vereinigung der im Weißen Haus akkreditierten Journalisten verurteilte den Angriff. Der Präsident sollte seinen Unterstützern "absolut klar machen, dass Gewalt gegen Reporter inakzeptabel ist", erklärte der Vorsitzende Olivier Knox. (APA, 13.2.2019)