Foto: Getty Images/iStockphoto/kzenon
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Pro
von Christoph Winder

Als der Mäusemogul Walt Disney 1955 seinen ersten Vergnügungspark an die US-Westküste klotzte, ging er von einer klugen Idee aus. Der Ami verlässt sein Land tendenziell eher ungern, hegt aber eine gewisse Restsehnsucht nach der Fremde.

Die befriedigte Disney, indem er seinen Park in Themenbereiche aufteilte, sodass jeder Disneyland-Besucher in Anaheim, Kalifornien, auf engem Raum Simulationen aller möglichen Weltgegenden – Karibik, Matterhorn, Dschungel usf. – nebeneinander genießen kann.

Die Idee war zündend, und nichts spricht dagegen, sie auf Österreichs Saunen auszudehnen. Dort wird heute allerorten der Duft der großen weiten Welt vermittelt, in erster Linie über diverse exotische Aufgussbeigaben: sizilianischer Zitronensaft, argentinischer Bratensaft, tibetanische Yak-Butter.

Findigere Saunabetreiber bieten "Themen" wie arabische Nächte oder Frühlingserwachen auf Tonga. Hauptsache ist, der Schweißausbruch hat das erregende Flair der Globalisierung. Borniert und bochn ist es in unseren Saunen eh schon zu lange zugegangen.

Kontra
von Mia Eidlhuber

Mehr und mehr müssen Menschen es maßlos übertreiben. Es genügt offenbar nicht, die rund 1500 Jahre alten Vorzüge der nordischen Kulturtechnik der Schwitzstuben, sprich des Badens in heißer Luft, gediegen in die Jetztzeit zu übertragen. Nein, auch aus der Sauna muss heute ein Event gemacht werden.

Dass dem so ist, davon können Sie sich auf Youtube überzeugen, wo zu Höllenmusik und farbigem Nebel ein Saunameister im Kilt einen "Celtic Dreams Aufguss" serviert. Auf diese Art Fünf-Sterne-Wellness-Hotel-Folter inklusive Aufgüsse in den Duftnoten Spekulatius-Zimt, Japanische Kirschblüte oder Piña Colada wollen wir lieber verzichten.

Angesichts einer komplizierten Welt da draußen halten wir es innerhalb der vier Saunawände bitte einfach. Ich, als beherzte Leopoldstädterin mit Vorliebe für das Diana-Bad, wo im Saunaland nur Salz und Honig fließen – und sonst nichts.

Aber auch dieses simple Vergnügen ist gefährdet. Denn die Themenaufgüsse könnten bald "Bäderschließung" oder "Immobilienspekulatius", äh "-spekulation" heißen. (RODNO, 13.3.2019)