Silikonfüße, akupunktiert: aus Maryam Jafris Werkkomplex "Depression".

Foto: Günter Kressler

Dass die Abnehmschokolade Ayds nicht nur wegen ihres nachweislichen Speed-Gehalts vom Markt genommen werden musste, ist nicht verwunderlich. Auch die Babyflasche mit Pepsi-Branding wurde zum Glück nicht kritiklos akzeptiert. Bei anderen einst erfolgreichen amerikanischen Konsumgütern ist der Grund, warum sie vom Markt verschwanden, nicht so einfach nachvollziehbar.

Erst eingehende Recherchen haben die komplexen Marketing- und Finanzierungsstrategien dahinter aufgedeckt und so Zusammenhänge eindrücklich klargemacht. Ähnlich recherchebasiert sind alle Arbeiten der in Pakistan geborenen Maryam Jafri, und doch ist es immer eindeutig die Sprache der Kunst, mit der sie gesellschaftsprägende Mechanismen sichtbar macht und entlarvt.

Installation aus Plattenhüllen

Die historischen Archivfotografien von Independence Day (2009) etwa zeigen, wie ähnlich die Zeremonien neu gegründeter Staaten denen ihrer Kolonialmächte sind. In Model 500 (2019) thematisiert Jafri mit einer Kreuzworträtsel-Installation aus Plattencovern die Bedeutung von Detroit-Techno für die heute sterbende Stadt und in Depression (2017) den Dauerdruck der körperlichen Selbstoptimierung.

Eigens für die Innsbrucker Ausstellung Wege zur Knechtschaft neu geteert – die bislang erste umfassende in Österreich – entstanden ist eine eindrückliche Videoarbeit: Diese thematisiert die absurde Logik, die die Künstlerin dazu zwingt, Lizenzgebühren für ein Foto ihrer eigenen Skulptur an Getty Images zahlen zu müssen. Nicola Weber, (13.2.2019)