Der Grund für das zunehmende Grün sind vor allem Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft. Diese wiederum benötigen mehr Dünger und vermehrte Bewässerung.

Foto: Markus Breig, KIT

Obwohl die Abholzung der tropischen Wälder rund um den Globus weiter zunimmt, wird die Erde immer grüner – was allerdings keineswegs Grund zur Freude ist: Beim seit Jahrzehnten beobachteten Zuwachs an pflanzlicher Biomasse spielt die intensive Agrar- und Forstwirtschaft die größte Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forschungsteam nach der Auswertung hochauflösender Satellitenbilder. Nach der im Fachjournal "Nature Sustainability" präsentierten Studie liefern China und Indien mit rund einem Drittel den größten Beitrag zur Begrünung der Erde, obwohl sich in den beiden Schwellenländern nur neun Prozent der bewachsenen globalen Landfläche befinden.

Hervorstechende Begrünungsmuster

Dass die Erde grüner wird ist seit Langem bekannt. "Bislang ging man davon aus, dass der erhöhte Gehalt des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre das Pflanzenwachstum anregt, allerdings wäre dann zu erwarten gewesen, dass dies rund um den Globus gleichmäßiger geschieht", erläutert Richard Fuchs vom Karlsruher Institut für Technologie, Koautor der Studie. Aktuelle Satellitendaten aus den Jahren 2000 bis 2017 zeigten jedoch Begrünungsmuster der Erde, bei denen intensive Anbau- und Forstgebiete wie China und Indien, aber auch Europa, auffallend hervorstechen.

Die landwirtschaftlichen Anbaugebiete in China und Indien wurden seit den frühen 2000er Jahren nicht wesentlich vergrößert, dennoch ist die Produktion von Nahrungsmitteln wie Getreide, Gemüse und Obst in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde seit 2000 um etwa 35 bis 40 Prozent gewachsen. "Diese Ertragssteigerung ist auf den verstärkten Einsatz von Dünger und vermehrte Bewässerung zurückzuführen", sagt Fuchs.

Schattenseiten der Begrünung

Angesichts der Konsequenzen etwa für die Gewässerqualität durch den Düngemitteleintrag spricht der Wissenschafter von einer Zweischneidigkeit dieses Ergrünens. Die ausgiebige Versorgung der Pflanzen mit Kalium, Stickstoff und Phosphor erhöht das Volumen der Biomasse und ermöglicht mehrmalige Ernten pro Jahr. Die Länder tragen damit wesentlich zur Ernährungssicherung der Weltbevölkerung bei. Allerdings wird auch deutlich: Fast alle Agrarregionen überdüngen immer noch gewaltig und schädigen so ihre Umwelt. China unternehme mit der "Großen Grünen Mauer" zudem ein ehrgeiziges Aufforstungsprojekt gegen die Ausbreitung der Wüste.

"Der Faktor Mensch ließ sich lange Jahre nicht erfassen, jetzt haben wir mehr Klarheit darüber, welchen bedeutenden Einfluss der Mensch durch seine starken Eingriffe in den Naturraum auf das Klima hat", meint Fuchs. In Modelle einbezogen, können die Erkenntnisse dazu beitragen, Prozesse des Klimasystems künftig besser zu verstehen. (red, 17.2.2019)