Im "Burj Al Babas", im türkischen Tal der Türme ist seit 2014 eine Geisterstadt für fehlende arabaische Kundschaft entstanden.

APA/Adem Altan
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Den Teenie-Slasher- und Jumpscare-Schocker, der in diesem Schreckenstal einmal verfilmt werden wird, wird man gerne sehen wollen. Spätestens in vier Jahren ist es soweit, ist versprochen. Der Film wird vielleicht nicht im Kino gezeigt werden, weil solcher Schrott bei Streamingdiensten spätestens dann besser aufgehoben ist. Aber gedreht wird er werden.

"Das Tal der toten Augen" handelt von einer Gruppe US-amerikanischer Teenager, die sich auf der Suche nach Magic Mushrooms (und ein klein wenig vorehelichem Sex) in den einsamen Wäldern einer nicht näher spezifizierten unwirtlichen Gegend verirrt hat. Es wird leider schon dunkel. Jetzt ist Duracelllicht gefragt. Sie leuchtet von hinten aufziehende, psychedelisch eingefärbte Nebelschwaden zu bedrohlich basslastigem Soundtrack-Brummen aus.

Macheten und Fichtenmopeds

In einer größeren, unerwartet auftauchenden Lichtung stoßen unsere Backfische schließlich in ihrer dunkelsten Stunde auf eine zerfallende Geisterstadt. Die sieht aus, als habe der irre Hotelbesitzer aus Alfred Hitchcocks "Psycho" für Walt Disneys "Cinderella" deren Traumschloß in einer Wochenend-Haufensiedlungsversion unter erheblichem Wiederholungszwang hunderte Male nachgebaut.

Die Teenies bekommen es dort sehr schnell mit einer völlig durchgeknallten und geistig verrotteten Familie von Kannibalen zu tun, die unter der Leitung ihres Oberhaupts Bloody Omar ihre Opfer vor dem Einpökeln gern ein wenig physisch quälen tut. Eine Machete säbelt aus dem Nichts durch die Luft, ein Fichtenmoped wird angeworfen. Kreisch, Kreisch, KREISCH!!!

Instant-Märchenschlösser

Das so genannte "Tal der Türme" liegt gut 250 Kilometer von Istanbul entfernt in der türkischen Schwarzmeer-Provinz Bolu, in der Nähe der kleinen Stadt Mudurnu. Seit 2014 sollten dort für geschätzte 200 Millionen Euro Errichtungskosten vom Bauträger Sarot Gruppe insgesamt 732 dieser Instant-Märchenschlösser entstehen, Moschee, Shoppingcenter und türkische Bäder inklusive.

Ende 2018 war Schluss mit dem Wahnsinn. Weil die Zielgruppe, reiche Kunden aus dem arabischen Raum, nicht so gern ihren Wohlstand im türkischen Nirgendwo demonstrieren wollte (und wohl auch aufgrund aktueller Probleme in der Beziehung der Türkei zu Saudi-Arabien sowie dem Verfall der türkischen Lira und der Wirtschaftskrise), darf der Bau zwar fortgesetzt werden. Zunächst einmal bis April. Ob das Konkursgericht dann allerdings insgesamt 100 Gläubiger umstimmen kann, die 38 Millionen Euro Forderungen einklagen, ist ungewiss.

Als nächstes wird im Tal der Türme wohl nicht gleich die Abrissbirne kommen. Das Fichtenmoped aber findet definitiv seinen Weg. (Christian Schachinger, 13. 2. 2019)