Ein kleines Kaff in Ägypten ist das Zuhause von Karim El-Gawharys Verwandten. Vor rund 85 Jahren gründete sein Großvater dieses Dorf im Nildelta, das so heißt wie die Familie: El-Gawhary. Für das ORF-Weltjournal (Mittwoch, 22.30 Uhr, ORF 2) machte sich der ORF-Korrespondent gemeinsam mit seinem Vater auf, um Tanten, Onkel und Cousins zu besuchen. Der Weg dorthin ist mühsam, es ist eine Gegend, für die sich kein Tourist, kein Investor interessiert.

Karim El-Gawhary mit jungen Frauen im Dorf El-Gawhary.
Foto: ORF

Aber es ist ein Ort wie tausende andere auch in Ägypten und genau deshalb der ideale Platz, um den Alltag abseits der großen Städte zu zeigen. Vor allem durch den geübten Reporterblick von El-Gawhary, der geschickt den Zusammenhang zwischen persönlichen Geschichten und gesellschaftspolitischen Themen aufzeigt.

Globalisierung hält Einzug

Alles im Dorf dreht sich um Viehzucht und Ackerbau, ohne künstliche Bewässerung geht nichts. Aber der Kanal liefert immer weniger Wasser. Schuld daran sind Bevölkerungswachstum, Klimawandel und ein Staudammprojekt am Oberlauf des Nils in Äthiopien, erzählt El-Gawhary, ein Beispiel dafür, wie auch hier die Globalisierung Einzug hält.

Die Revolution vor acht Jahren haben die Dorfbewohner nicht auf dem Tahrir-Platz, sondern via Fernsehen erlebt. "Wir waren auf den Feldern und hatten keine Zeit für Revolution", sagt ein Cousin. Ein Umbruch findet in Bezug auf das Rollenbild der Frauen statt. Auf die Ausbildung ihrer Töchter sind die Familien hier stolz, Bildung sei wichtiger als die Frage, ob sie heiraten, sagt eine Mutter. Feiza studiert Pharmazie, ist Vorbild für die Mädchen im Dorf. "Junge Frauen haben die Macht, Dinge zu verändern", sagt sie mutig. Solche Aussagen stimmen hoffnungsvoll. (Astrid Ebenführer, 13.2.2019)