Erdmännchen kümmern sich in der Gruppe um die Nachkommen. Ein dominantes Weibchen ist für die Fortpflanzung zuständig, untergeordnete Weibchen helfen bei der Aufzucht ihrer Nachkommen.

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Eigentlich sind Erdmännchen an extreme Umweltbedingungen gewöhnt. Die kleinen Säuger aus der Familie der Mangusten leben in trockenen Regionen im südlichen Afrika, wo sie die Savannen bevorzugen, aber auch in Halbwüsten gut zurecht kommen. Nun aber zeigt eine Studie, dass der Klimawandel den Tieren auf Dauer durchaus Probleme bereiten wird. Dies liegt unter anderem daran, dass sich die globale Erwärmung besonders stark in trockenen Umgebungen auswirkt, in denen Ressourcen knapp und nur saisonal verfügbar sind.

Erdmännchen (Suricata suricatta) sind sehr soziale Tiere, die sich in der Gruppe um die Nachkommen kümmern. Ein dominantes Weibchen ist für den Großteil der Fortpflanzung zuständig, untergeordnete Weibchen helfen bei der Aufzucht ihrer Nachkommen. Veränderungen im physischen und sozialen Umfeld beeinflussen das Schicksal der Erdmännchen. So verbessern beispielsweise feuchte und warme Bedingungen zu Beginn des Sommers die Entwicklung, das Überleben und die Fortpflanzung der Tiere. Im Gegensatz dazu beeinträchtigen hohe Populationsdichten und kalte Winter das individuelle Wachstum und Überleben.

Es wird trockener und wärmer

Es ist zu erwarten, dass die Kalahari-Wüste im südlichen Afrika durch den Klimawandel trockener und wärmer wird. Die neue von Forschern der Universitäten Zürich und Cambridge durchgeführte Studie untersucht, wie sich steigende Sommertemperaturen und Schwankungen der Niederschlagsmengen auf die Körpermasse und das Wachstum von Erdmännchen auswirken. Sie zeigt auf, wie dies zu niedrigeren Fortpflanzungsraten und Überlebenschancen führt. Dies ist jedoch nicht das einzige Ergebnis der im Fachjournal "Science" präsentierten Studie.

"Neben der gängigen Modellierung der durchschnittlichen jährlichen Dynamik haben wir uns die saisonalen Effekte genauer angesehen und ein spezifisches Klimamodell entwickelt", sagt Maria Paniw von der Universität Zürich. "Und hier zeigt sich ein viel komplexeres Bild: Die saisonalen Klimaeffekte sind äußerst wichtig. Verbessern sich die Bedingungen in einer Saison, kann dies schlechteren Voraussetzungen in der nächsten Saison teil-weise entgegenwirken."

Zukunftsszenarien

Das Team verknüpfte die beobachteten Veränderungen in Wachstum, Überleben und Fortpflanzung der Erdmännchen mit den registrierten saisonalen Niederschlägen und Temperaturen. Dann projizierten die Wissenschafter die Populationsdynamik 50 Jahre in die Zukunft und erstellten verschiedene Szenarien, basierend auf einem Bericht zum Klimawandel des US National Center for Atmospheric Research (NCAR).

Die Daten zeigen, dass insbesondere die kombinierten Effekte von heißeren und trockeneren Sommern den Fortbestand der Erdmännchen gefährden. In den Prognosen der Studie werden weniger Nachkommen geboren, wodurch auch weniger Helfer bei der Aufzucht weitere Generationen zur Verfügung stehen. In diesem Szenario bricht die Population ein und das Risiko des Aussterbens der Erdmännchen ist höher.

Wenn die Winter auch wärmer werden, werden die negativen Auswirkungen von weniger Niederschlägen im Sommer gemildert. Die Erdmännchen nehmen wieder an Gewicht zu und die Fortpflanzungsrate steigt. Die Berücksichtigung dieser saisonalen Veränderungen führt so zu einem anderen Szenario: Die Erdmännchen würden wahrscheinlich nicht aussterben und wohl noch in 50 Jahren in der Kalahari leben.

Zusammenhang zwischen Saisonalität und Populationsdynamik

"Die Auswirkungen einer Umweltveränderung auf eine Population hängen davon ab, wie Individuen mit ihrer biologischen und physischen Umgebung interagieren und wie sich dies im Laufe der Zeit verändert. Unsere Studie zeigt, dass wir diese Interaktionen genau identifizieren müssen – insbesondere wie die Jahreszeiten variieren. Nur so können wir die Anfälligkeit einer Population gegenüber dem Klimawandel vorhersagen", sagt Arpat Ozgul, Letztautor der Studie.

Tim Clutton-Brock von der University of Cambridge und Gründer des Kalahari Meerkat Project ergänzt: "Unsere Arbeit unterstreicht die Bedeutung langfristiger Studien, die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken. Nur wenn solche Daten vorliegen, ist es möglich, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Tierpopulationen zu bewerten und die dafür verantwortlichen ökologischen Mechanismen zu verstehen." (red, 16.2.2019)