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Die Salzburger ÖVP verlor mit Arno Gasteiger ein prominentes Mitglied.

Foto: Neumayr / picturedesk.com

Es war keine überhastete, vorschnelle Entscheidung. Arno Gasteiger hat nach fast einem halben Jahrhundert Mitgliedschaft der Österreichischen Volkspartei den Rücken gekehrt. Der 71-Jährige ist bekannt für seine wohlüberlegten Worte. Manchmal spröde, aber inhaltlich immer am Punkt, gestaltete er von 1984 bis 2000 als Landesrat und stellvertretender Landeshauptmann, dann bis 2011 als Vorstandssprecher des Energieversorgers Salzburg AG die Landespolitik über 27 Jahre entscheidend mit.

Wie sein langjähriges sozialdemokratisches Pendant Othmar Raus war Gasteiger zwar immer der Zweite in der politischen Hackordnung, nutzte aber diese Position – oft im Paarlauf mit dem Sozialdemokraten Raus – für konkrete Entscheidungen ohne großes Aufsehen.

Umso bemerkenswerter sind die deutlichen Worte zum Parteiaustritt: "Die Volkspartei war eine demokratische Partei." Die Betonung liegt auf "war" . Deutlich auch die Worte des ehemaligen Wirtschaftsbundmitglieds zur Sozialpolitik: "Gib den Wohlhabenden und halte die Armen Kurz", zitieren die Salzburger Nachrichten aus seinem Austrittsbrief.

Der promovierte Jurist, der nach dem ersten Erzbischof der Erzdiözese Salzburg benannt ist, stieg bald in den Journalismus ein, arbeitete für die Salzburger Nachrichten und den ORF. Er wurde zunächst von Wilfried Haslauer I. in die Politik geholt und war nach einem Jahrzehnt in der Landesregierung als Nachfolger von Hans Katschthaler für das Amt des Landeshauptmanns vorgesehen.

Bei der entscheidenden Parteisitzung im Jahr 1996 war Gasteiger allerdings gerade in Wien; der ehrgeizige Franz Schausberger (ÖAAB) wurde nominiert. Bis heute sprechen namhafte ÖVP-Granden von einem "Putsch" des damaligen Landtagsklubobmanns.

Gasteiger schwieg und machte unbeirrbar und ruhig weiter, bis sich nach der Fusion der Salzburger Stadtwerke mit der Landesgesellschaft Safe im Jahr 2000 ein elegantes Ausstiegsszenario für einen Vorstandsjob bot. Aktuell ist der fünffache Vater noch Aufsichtsratsvorsitzender der Gletscherbahnen Kaprun AG.

Dass sich Gasteiger von der ÖVP distanziert, hat formal für die Partei keine Bedeutung, auch wenn es im Wahlkampf für die Salzburger Kommunalwahlen am 10. März vielleicht etwas ungelegen kommen sollte. Inhaltlich ist es freilich ein Fanal: Die Mitte verlässt die ÖVP. (Thomas Neuhold, 14.2.2019)