Mallorcas Nationalpark Cabrera hat enorm an Größe gewonnen.

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Mallorca im Naturzustand. So lautet der Slogan des Nationalparks Cabrera. Die Inselgruppe vor der Südküste der Baleareninsel steht seit 1991 unter Schutz und hat sich seine terrestrische und marine Artenvielfalt weitgehend erhalten. Anfang Februar hat die spanische Regierung die Fläche rund um die 19 Inseln nun deutlich erweitert, von 10.000 auf 90.000 Hektar. Der Parque Nacional Marítimo-Terrestre del Archipiélago de Cabrera ist damit der größte von Spaniens 15 Nationalparks und der größte des westlichen Mittelmeers.

Der neue Teil erstreckt sich ins offene Meer hinaus, wo Delfine, Pottwale, Finnwale oder Roter Thun durchziehen und sich vermehren. Der Grund senkt sich dort auf bis zu 2000 Meter ab. Die internationale Meeresschutzorganisation Oceana feierte die Erweiterung und schickte Unterwasseraufnahmen vom Leben im Meer des Nationalparks herum. Darauf sind Kolonien farbenfroher, teils vom Aussterben bedrohter Tiefseekorallen zu sehen und andere im Mittelmeer bedrohte Arten wie unechte Karettschildkröten, kleine schwarze Dornhaie, Blauhaie oder Makohaie. Außerdem ernähren sich dort viele Vögel, darunter der Balearische Sturmtaucher, Europas bedrohtester Seevogel.

Bevölkerung für Erweiterung

"Es ist das erste Mal, dass Spanien die Migrationsrouten großer Meeressäuger und anderer Wanderfische unter höchsten Schutz stellt", sagt Marta Carreras von Oceana. Die Meeresbiologin, die auf Mallorca lebt, hat zehn Jahre lang für die Erweiterung gekämpft. Ihre Organisation hat das Leben vor Cabrera bei sechs Forschungsexpeditionen untersucht und damit Argumente für die Erweiterung geliefert. Die Bevölkerung steht dahinter, wie Umfragen aus dem Jahr 2017 zeigen. Auch die Berufsfischer unterstützen die Maßnahme zum Schutz des Meeres, denn sie dürfen im Nationalpark weiterhin mit traditionellen Fangmethoden arbeiten.

Erst vergangenen Sommer hat Spanien ein 46.000 Hektar großes Areal zwischen der spanischen Festlandküste und den Balearen zum Meeresschutzgebiet erklärt. Auch dort ziehen viele Meeressäuger durch. Dort sollte im Meeresgrund nach fossilen Brennstoffen gesucht werden. Die dabei entstehenden Schallwellen sind für viele Arten lebensbedrohend, bei Walen und Delfinen können sie zu Gehörschäden, Orientierungsverlust und inneren Blutungen führen.

Erster rein mariner Park

Ein drittes Meeresgebiet soll demnächst unter Schutz gestellt werden, so plant es zumindest Teresa Ribera, Spaniens Ministerin für ökologischen Übergang. Im sogenannten Meer der Stille vor der kanarischen Insel El Hierro soll auf einer Fläche von 21.500 Hektar der erste rein marine Nationalpark Spaniens entstehen. Das wind- und strömungsgeschützte Gebiet hat eine Tiefe von bis zu 3100 Metern, birgt verschiedene Lebensräume und ist bei Tauchern sehr beliebt. International bekannt wurde das Areal vor der Südküste durch die Eruption eines Unterwasservulkans im Jahr 2011. (Brigitte Kramer aus Mallorca, 14.2.2019)