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Trussardi ist eine der ersten Modeadressen in Italien. Die Familie verkauft die Mehrheit.

Foto: AP/Daniel Dal Zennaro

Mailand – Die italienische Unternehmerfamilie Trussardi verliert die Kontrolle des gleichnamigen Mailänder Modehauses. Der italienische Investmentfonds Quattro R übernehme eine 60-Prozent-Mehrheit an dem Modeunternehmen, teilte Trussardi am Mittwoch mit. Der Deal dürfte an die 50 Millionen Euro wert sein.

Tomaso Trussardi, Ehemann der Schweizer TV-Moderatorin Michelle Hunziker und CEO des Konzerns, rückt zum Verwaltungsratspräsidenten auf. Mit dem Deal hofft Trussardi nach einigen schwierigen Jahren den Neustart zu schaffen. Quattro R soll dem Unternehmen die finanzielle Unterstützung zur Umsetzung seines fünfjährigen Entwicklungsplans sichern, dank dem die Marke auf internationaler Ebene weiter expandieren will.

Niederlassungen bei Mailänder Skala

Trussardi, zu dem neben einem Flagship-Store auch ein Restaurant und ein Kaffeehaus in bester Lage nahe bei der Mailänder Skala gehören, ist das vorläufig letzte italienische Familienunternehmen, das Anteile veräußert. Im vergangenen Jahr haben die Familien Versace und Missoni Beteiligungen an ihren Modefirmen verkauft. Bei Versace ist die Michael Kors Gruppe mehrheitlich eingestiegen, von Missoni hat die italienische Investmentfirma F2i eine Minderheitsbeteiligung erworben.

Unter spezieller Beobachtung stehen in der Branche laut Financial Times nun auch die Familien hinter den Luxusmarken Salvatore Ferragamo und Tod's. Kenner gehen davon aus, dass über kurz oder lang auch dort externe Investoren einsteigen werden. Dies deshalb, weil einerseits bei beiden Unternehmen die Nachfolge ungeregelt ist, andererseits aber auch wegen der fortschreitenden Globalisierung. Dadurch vergrößere sich der Wettbewerbsdruck noch zusätzlich. In Italien sehen sich Familienunternehmen aufgrund des politischen und wirtschaftlich raueren Klimas zusätzlich gedrängt, Anteile zu verkaufen.

Restrukturierungsplan

Der Investmentfonds Quattro R, der bei Trussardi einsteigt, wird von Andrea Morante geleitet. Er war früher in Diensten der Credit Suisse, hat aber auch für die Modefirma Gucci gearbeitet. Morante sagte, er habe einen Restrukturierungsplan für Trussardi ausgearbeitet und mit den Banken akkordiert.

Die 1911 von Nicolo Trussardi gegründete Gruppe zählt zu den bekanntesten Namen der italienischen Modeszene. Mit einem Jahresumsatz von 150 Millionen Euro ist sie in 47 Ländern mit 160 Monomarken-Shops präsent. In den kommenden Jahren will sie unter anderem stark auf E-Commerce setzen, um international zu punkten. (red, 13.2.2019)