Wien – Im Vorjahr hat die Verkürzung der Dauer von Privatinsolvenzen in Österreich zu einem sprunghaften Anstieg der auf ein neues Rekordniveau Fälle geführt. Demnächst könnte eine weitere Erleichterung für etliche ins Straucheln geratene Schuldner folgen. In der EU sind sich Parlament, Rat und Kommission grundsätzlich einig, dass bei Privatinsolvenzen die Frist innerhalb von drei Jahre künftig über die Runden gehen sollen.

Allerdings soll diese Regelung laut Entwurf nur für private Überschuldung aus unternehmerischer Tätigkeit gelten. Schuldnerberater sehen die Trennung von Insolvenzverfahren nach Ursachen jedoch kritisch. Eine entsprechende EU-Richtlinie dürfte voraussichtlich im Sommer vorliegen, die Umsetzung in nationales Recht aber wohl nicht vor 2020 erfolgen.

Im Jahr 2018 stieg die Anzahl der Privatpleiten laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform um 39 Prozent auf 11.300 Privatkonkurse an – ein neuer Rekord. Das sind 46 Insolvenzen pro Werktag. Als Gründe für die Privatverschuldung werden häufig mangelnder Überblick über die eigene finanzielle Lage, Online-Shopping und Selbstüberschätzung beim Gang in die Selbstständigkeit genannt. Im Jahr 2018 wurden österreichweit 17 von 10.000 Erwachsene zahlungsunfähig. Für das Jahr 2019 erwartet sich die Creditreform wieder eine "Abflachung" dieses Trends, da der Nachholeffekt nach der Reform des Privatkonkurses wegfällt.

Rückgang bei Firmenpleiten

Bei Firmenpleiten gab es 2018 jedoch einen Rückgang. Die Zahl der Insolvenzverfahren ist 2018 um zwei Prozent auf 5224 Verfahren gesunken. Das sind rund 21 Insolvenzen pro Werktag, darunter auch namhafte Unternehmen, wie der Niki Luftfahrt GmbH oder die Rosenberger-Gruppe.

Als Insolvenzgründe werden vor allem kaufmännische Fehler des Managements, Liquiditätsprobleme aufgrund sinkender Margen und Forderungsverluste genannt. Die am stärksten betroffene Branche ist das Bauwesen mit 25 Insolvenzen je 1000 Unternehmen, und das trotz guter Auftragslage. Österreichweit wurden im Schnitt elf Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.

Die Gründe für den Rückgang der Firmenpleiten liegen bei der hohen Binnennachfrage bei niedriger Arbeitslosigkeit, vielen Neugründungen sowie den Niedrigzinsen. Österreich konnte 2018 ein BIP-Wachstum von 2,7 Prozent erwirtschaften. (APA, red, 13.2.2019)