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Christoph Waltz bei der Premiere von "Alita: Battle Angel" in Los Angeles.

Foto: Jordan Strauss/Invision/AP

Dürfen oder sollen Künstler politisch sein? Und kann man als Künstler an Österreich leiden? "Ja, sehr", antwortete jüngst Christoph Waltz auf die Suggestivfrage "Leiden Sie an Österreich?", die ihm die Zeitung "Die Welt" in einem Interview in Berlin gestellt hatte.

Das deutsche Blatt traf den zweifachen Oscar-Preisträger anlässlich seines Films "Alita: Battle Angel", der demnächst auch in den österreichischen Kinos anläuft. Der gebürtige Wiener gibt darin einen Doktor namens Dyson Ito, der sich auf den Bau und die Reparatur von Cyborgs aus Abfällen spezialisiert hat. (Die STANDARD-Kritik lesen Sie hier.)

90 Prozent der Filme sind "Scheißdreck"

Waltz nimmt in dem Gespräch unter anderem zur Filmwirtschaft Stellung: "Alle wollen Content. Nur, was heißt das denn? Mit seiner ursprünglichen Bedeutung, also mit Inhalt, hat dieses Wort heute gar nichts mehr zu tun. Mit Content ist Kommodität verbunden und die Frage: Womit kann ich handeln? Das ist Kapitalismus in Reinkultur. Es geht dabei vor allem um Quantität. Und jetzt frage ich Sie: Warum sollte bei einer wachsenden Zahl an Filmen automatisch auch der Prozentsatz von Qualität steigen? 90 Prozent aller Filme sind Scheißdreck."

Entfernung spielt eine Rolle

Die "Welt" versuchte es anschließend mit unverfänglicheren Fragen. Wie oft er, der sonst in Los Angeles lebe, in Deutschland sei? Waltz: "Wenn ich muss." Und seine "eigentliche Heimat Österreich", ob er die öfter besuche? Waltz antwortet einschlägig: "… nach Österreich kann man im Moment ja auch nicht hin! Aber ja: Die Entfernung spielt eine Rolle. Ich entnehme das Tagesgeschehen ja nur der Presse, erlebe es nicht selbst, das macht einen Riesenunterschied."

Europäischer Chauvinismus

Diesen Unterschied gelte es übrigens auch umgekehrt zu bedenken, nämlich in der Sicht Europas auf die USA: "Man sollte sich in dem Zusammenhang (gemeint ist der verbreitete Populismus, Anm.) vor einem hüten: vor europäischem Chauvinismus. Die sind nicht alle doof da drüben. Wäre Trump direkt gewählt worden, hätte er verloren. Es gibt einen Teil der Bevölkerung, der dagegen ist, der Widerstand leistet. Aber es geht ja nicht nur um Trump. Trump ist nur ein Symptom einer gesellschaftlichen Entwicklung. Und als Nebeneffekt könnte in dem Widerstand etwas Positives entstehen. Ob das aber zur Wirkung kommt, überhaupt gelassen wird, wird man noch sehen." (steg, 14.2.2019)