Foto: APA/AFP/LIONEL BONAVENTURE/BEN S

PRO: Suchergebnis: Europa

von Harald Fidler

Wunderbare digitale Welt: Milliarden von Menschen finden in Millisekunden, was sie suchen. Sie bezahlen dafür nur mit ihrer Aufmerksamkeit für Werbung und ihren Daten. Auch was sie finden, bekommt Aufmerksamkeit, und die bringt Werbegeld.

Google sucht und findet ziemlich perfekt. 116 Milliarden Dollar erlöst der Konzern – mit Youtube – so aus Werbung, achtmal mehr als der weltgrößte klassische Medienkonzern.

Die unterhaltenden und journalistischen Inhalte, die oft gesucht werden, finanzieren klassische Medienhäuser vor allem mit Werbung und Verkaufserlösen. Der größte Teil der Werbung bleibt heute bei den digitalen Vertriebskanälen für ihre Inhalte. Die gehören Google, Facebook und Co.

Diese Konzerne sollen für ihr Geschäftsmodell die Medien abgelten, selbst für kurze Ausschnitte, sogenannte Snippets. Deutschland, Spanien, Belgien haben das gegen Googles Marktmacht durchzusetzen versucht – mit mäßigem Erfolg . Der Riese droht, dort Medieninhalte nicht mehr anzuzeigen. In Belgien tat er das auch, bis die Zeitungen dort nachgaben.

Es war Zeit, dass sich die EU und damit ein gewichtiger Wirtschaftsraum zur Wahrung von Copyrights in der digitalen Medienwelt bekennt. Auch wenn Google Medieninhalte nun nicht mehr finden mag – womöglich treibt das die Innovationskraft der Medien. Auch wenn der nun erzielte Kompromiss alles andere als perfekt ist. (Harald Fidler, 14.2.2019)

KONTRA: Neuauflage schlechter Ideen

von Fabian Schmid

Gescheiterte Konzepte werden normalerweise nicht besser, wenn man sie noch größer und strenger wiederholt. Genau das versucht die europäische Gesetzgebung aber mit dem Leistungsschutzrecht, das angeblich die Rechte von Verlagen und ihren schreibenden Mitarbeitern vor bösen sozialen Medien und Nachrichtenaggregatoren schützen will.

Eine ähnliche Regelung ist in Deutschland und Spanien desaströs untergegangen. Verlage stellten rasch fest, dass sie deutlich weniger Besucher auf ihren Portalen hatten, weil ihre Artikel nicht mehr auf Google News und anderen Angeboten auftauchten. Also schlossen fast alle Verlage eigene Deals mit Google ab, mit denen sie das Leistungsschutzrecht erst recht außer Kraft setzten. Man muss kein Prophet sein, um ein ähnliches Szenario bei einer Einführung eines europaweiten Leistungsschutzrechts vorherzusagen.

Das fundamentale Problem der Medienbranche lässt sich dabei nicht von der Hand weisen: Natürlich konkurrieren Facebook und Co mit Angeboten der Medienbranche im Kampf um die Aufmerksamkeit der Nutzer. Natürlich schnappen sich die IT-Konzerne eine große Portion des Werbemarktes. Aber das Leistungsschutzrecht ist dafür nicht die richtige Lösung. Vermutlich existiert das eine Heilsversprechen nicht. Vielmehr muss jeder Verlag selbst eine Strategie entwickeln – und seine Inhalte dann auch im Internet bewerben. Am besten kostenlos, über die dynamische Verbreitung auf sozialen Medien und Nachrichtenaggregatoren. (Fabian Schmid, 14.2.2019)