Geiselnahme, mal geträumt, mal echt: Ulrich Tukur (re.) als Kommissar Murot und Christian Ehrich als Bedrohungspotenzial. "Tatort", ARD, 20.15 Uhr.

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Die österreichische Präsidentenwahl muss ein weiteres Mal wiederholt werden. Diese Nachricht im Morgenradio verheißt nichts Gutes. Erst recht nicht, wenn sie Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) Tag für Tag bei der Morgentoilette vernimmt, nachdem er am Telefon zu einer wiederholt "tödlichen" Geiselnahme in einer Bank gerufen worden ist. Die selbstsichere Routine des Kriminalisten weicht bald zunehmender Verunsicherung, gefolgt von Trotz und Trübsinn, bevor sich so etwas wie ein Hoffnungsschimmer am Horizont abzeichnet.

Wer sich an Harold Ramis' Filmkomödie Und täglich grüßt das Murmeltier aus dem Jahr 1993 mit Bill Murray als zuerst zynischem, schließlich geläutertem Wetteransager erinnert fühlt, liegt natürlich richtig. Nicht zufällig lautet der Titel der jüngsten Tatort-Folge Murot und das Murmeltier (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD). Ein solch leicht durchschaubares Konstruktionsprinzip birgt nebst dem Reiz der Variation auch Risiken, umso mehr, als ein vielgeliebter Komödienklassiker Pate gestanden ist.

Die gute Nachricht: Die Krimivariante von Dietrich Brüggemann, verantwortlich für Regie, Buch und Musik, entpuppt sich als Triumph. Ulrich Tukur bekommt ausgiebig Gelegenheit, eine weite Palette an Emotionen durchzuspielen. Vor einem melancholischen Hintergrund glänzt der Komödiant umso heller. Vergnüglich auch, wie wohlbekannte Aussprüche serviert und zwischen Weisheit und Banalität entlarvt werden. Das Ende lässt sich als wohltuendes Lob viel geschmähter Routinen verstehen, seien es jene eines TV-Kriminalisten oder unsere eigenen. Der Kommissar darf zum Schluss endlich aufatmen und wir mit ihm. (Karl Gedlicka, 16.2.2019)