Petra Vlhova aus Liptovský Mikulás fordert Shiffrin am Samstag im WM-Slalom und bald auch als Allrounderin.

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"Ich habe allen gezeigt, wer Petra aus der Slowakei ist." Also hat Petra aus der Slowakei, nämlich Petra Vlhova, nicht nur ihren ersten, sondern den ersten alpinen Ski-WM-Titel ihres Heimatlandes bejubelt.

Von wegen ewige Zweite – es ist nicht auszuschließen, dass dem ersten sogleich ein zweiter Streich folgt, auch im Slalom am Sonntag ist Vlhova die erste Herausforderin der US-Favoritin Mikaela Shiffrin, die sich im Riesenslalom mit Rang drei hinter der Deutschen Viktoria Rebensburg begnügte. "Es wird", sagt Vlhova vor dem Slalom, in dem Shiffrin ihrer vierten WM-Titel en suite gewinnen könnte, "ein guter Fight zwischen mir und Miki."

Die Slowakei ist nicht groß (circa 5,5 Millionen Einwohner), so klein aber auch wieder nicht. Um also etwas genauer zu sein, stammt Petra aus Liptovský Mikulás, einer Stadt mit gut 31.000 Einwohnern in der mittleren Nordslowakei, ihr Name ließe sich mit Liptau-Sankt-Nikolaus oder Sankt Nikolaus in der Liptau auf Deutsch übersetzen. Seit Donnerstag ist Vlhova die größte Tochter der Stadt, deren große Söhne gerne gemalt oder Eishockey gespielt haben.

Vlhova ist um exakt drei Monate jünger als die ebenfalls und bis 13. März noch 23-jährige Shiffrin. In Åre hat sie insofern aufgeschlossen, als ihr in beiden Durchgängen kaum ein Fehler unterlief. "Endlich habe ich zwei perfekte Läufe runtergebracht."

Den WM-Titel wollte Vlhova "nur kurz genießen", deren Konzentration "schon sehr bald" dem Slalom galt. Da hat Vlhova ihre Klasse bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Vier Weltcup-Rennen gewann die 1,80 Meter große Athletin von 2015 bis Jänner 2018, sie ist die Einzige, die Mikaela Shiffrin in den vergangenen Jahren in ihrer Paradedisziplin ausbremsen konnte. Dennoch musste sie sich oft hinter der US-Amerikanerin anstellen, allein sechsmal in dieser Weltcupsaison. Anfang Jänner in Flachau allerdings hat Vlhova den Spieß immerhin einmal umdrehen können.

Erst in diesem Winter, nämlich am 28. Dezember am Semmering, hatte die Slowakin auch im Riesentorlauf den Sprung aufs Siegespodest geschafft. Danach triumphierte sie auch im City-Event in Oslo, im Flachau-Slalom und kurz vor der WM in Maribor, ex aequo mit Shiffrin. Das Duell ist in den technischen Bewerben eines auf Augenhöhe. Wie Shiffrin setzt Vlhova auf ein eigenes Betreuerteam, an dessen Spitze steht der Italiener Livio Magoni, der einst auch Tina Maze zu Bestleistungen trieb.

"Es ist motivierend, Gegnerinnen wie sie zu haben, die das Level heben", sagte Shiffrin nach ihrer "Niederlage" im Riesenslalom. Und Vlhobva gab zurück: "Ich bin froh, mit Miki auf dem Podium zu stehen. Sie hat mich zu meinem Limit gepusht. Das ist gut für mich und auch gut für sie, glaube ich."

Um Shiffrin auch im Kampf um den Gesamtweltcup fordern zu können, braucht Vlhova eine dritte starke Disziplin. Ihre Speed-Ambitionen sind noch bescheiden, ihre Fortschritte aber beachtlich. Einen Super-G und eine Abfahrt bestritt Vlhova bisher im Weltcup, in Åre absolvierte sie Abfahrtstrainings und schlug sich wacker. So reichte es auch zu Kombi-Silber. Nächste Saison will sie "einige Speed-Events fahren". Klingt nach einer gefährlichen Drohung von Petra aus der Slowakei. (sid, APA, red, 15.2.2019)