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Wien – Auch wenn der meterhohe Pulverschnee derzeit anderes vermuten lässt, kommt Österreichs Tourismusbranche ohne Schneekanonen kaum mehr aus. Zwischen 25.000 und 30.000 Schneekanonen und -lanzen sorgen dafür, dass die Skisaison pünktlich starten kann. Und das kostet Geld: Allein für die heurige Saison rechnet der Fachverband für Seilbahnen mit Kosten in der Höhe von 114 Millionen Euro für die Errichtung und Modernisierung von Beschneiungsanlagen.

Aus Sicht von Umweltschützern ist der Kunstschnee nicht unproblematisch. Der hohe Wasserverbrauch und Energieeinsatz wird wiederholt kritisiert. Dazu kommen neue Technologien, die zusätzliche Sorgen bereiten: beispielsweise der Zusatzstoff Snomax, ein Eiweißpulver, das aus abgetöteten Bakterien gewonnen wird. Er ermöglicht die Beschneiung auch bei höheren Temperaturen.

Hohe Wellen

Die Hersteller und Betreiber der Geräte beteuern zwar, dass Snomax ökologisch unbedenklich sei, allerdings lässt sein Einsatz die Emotionen hochgehen. Im Tiroler Seefeld zum Beispiel wurde im Vorfeld der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft ein geplanter Versuch mit Zusatzstoffen nach heftigen Protesten abgebrochen – und zwar auch von der Seilbahnwirtschaft.

Man fürchtet nicht nur um die Umwelt, sondern auch um den guten Ruf.

Während Snomax die Gemüter erhitzt, nehmen die herkömmlichen Schneekanonen zu. 70 Prozent aller Pisten – das entspricht rund 16.500 Hektar – können in Österreich künstlich beschneit werden, wie aus einer Anfragebeantwortung von Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hervorgeht. Viele Pistenbetreiber und Seilbahnunternehmer können die Kosten für Errichtung und Betrieb nicht alleine tragen, heißt es in der Anfrage von SPÖ-Abgeordneten.

Auf sich alleine gestellt sind die Betreiber dabei nicht: Beschneiungsanlagen können mit einem von der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) geförderten Kredit in Höhe von bis zu 70 Prozent der förderbaren Kosten finanziert und mit einem Zinszuschuss von zwei Prozent auf zehn Jahre unterstützt werden. Köstinger listet das geförderte Kreditvolumen in der Anfragebeantwortung auf: 59 Millionen Euro stellte die ÖHT von 2014 bis 2018 zur Verfügung.

Der Höhepunkt der Subventionen scheint allerdings überschritten zu sein. Gewährte die Tourismusbank 2014 noch gut 20 Millionen, waren es im Vorjahr 4,5 Millionen Euro. Die ÖHT-Geschäftsführung war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Frage, ob auch Länder und Gemeinden Zuschüsse gewähren, kann Köstinger nicht beantworten. Sie beteuert aber, dass ökologische Aspekte bei der Förderung beachtet würden. So heiße es in den Kreditverträgen: "Sie verpflichten sich, für den Betrieb der Beschneiungsanlage nur Wasser ohne jeden Zusatz und nur biologisch abbaubare Schmiermittel zu verwenden. Es dürfen keine dieselbetriebenen Aggregate verwendet werden. Im Frühjahr dürfen keine Auftaumittel für den Schnee eingesetzt werden."

Zurück zur Natur

Zudem wird darauf verwiesen, dass für jede Anlage Bewilligungen erforderlich seien. Die Wasserentnahme beispielsweise sei grundsätzlich nur so weit zu genehmigen, als auch die Trinkwasserversorgung sichergestellt werde. Zusatz von Umweltministerin Köstinger: Das Wasser "wird nicht verbraucht, sondern genutzt und gelangt über die Schneeschmelze und durch Verdunstung fast vollständig in die Natur".

Die Entnahmen für die Schneekanonen sind jedenfalls beträchtlich. Die Anlagen in Österreich benötigen rund 3000 Kubikmeter Wasser pro Hektar Piste. Für die Beschneiung existieren 420 Speicherbecken. Das Wasser stamme überwiegend aus Fließgewässern, zu kleineren Teilen aus Quellen und stehenden Gewässern, erklärte Ministerin Köstinger. (Nora Laufer, Andreas Schnauder, 15.2.2019)