Rom – In San Ferdinando in der süditalienischen Region Kalabrien ist in der Nacht auf Samstag ein Brand in einer Barackensiedlung ausgebrochen, in der mehrere bei der Orangenernte illegal eingesetzte ausländische Arbeiter schliefen. Dabei kam ein 25-Jähriger aus Senegal ums Leben, berichteten italienische Medien am Samstag. 30 Baracken wurden demnach von den Flammen zerstört.

Die Bewohner der Siedlung hatten aufgrund der Kälte ein Lagerfeuer gemacht, welches außer Kontrolle geriet. Die Flammen wurden von den Migranten und anschließend von Feuerwehrmannschaften gelöscht. Bei einem früheren Brand in San Ferdinando war bereits im Dezember ein 18-Jähriger aus Gambia ums Leben gekommen.

San Ferdinando liegt nahe der Kleinstadt Rosarno, in der Tausende Migranten und Flüchtlinge untergebracht sind, die überwiegend in der Landwirtschaft arbeiten. Rosarno ist bekannt für das angespannte Klima zwischen Einwohnern, ausländischen – oft afrikanischen – Erntehelfern und Sicherheitskräften. Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften kritisieren die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Migranten als menschenunwürdig. Viele Erntehelfer werden zudem von der 'Ndrangheta, der kalabresischen Mafia, ausgebeutet.

Angst vor Übergriffen

Der Umgang mit illegalen Einwanderern, die auf den Feldern Süditaliens eingesetzt werden, beschäftigt die italienischen Behörden schon seit Jahren. Im Jahr 2010 waren bei zweitägigen Zusammenstößen zwischen Einwanderern und Einheimischen sowie Polizisten 67 Menschen verletzt worden. Mehr als tausend afrikanische Erntehelfer verließen daraufhin die Stadt aus Angst vor weiterer Gewalt.

Salvini ordnet Räumung an

Der italienische Innenminister Matteo Salvini hat in Reaktion auf das Unglück die Räumung der Barackensiedlung angeordnet, in der sich die Tragödie abgespielt hat.

Der Migrant war verbrannt, nachdem sich andere Menschen an einem Feuer in der Barackensiedlung wärmen wollten und dieses außer Kontrolle geriet. 40 legale Migranten sollen sofort in regionale Aufnahmezentren untergebracht werden, berichtete das italienische Innenministerium am Samstag.

Schon in den vergangenen Monaten waren 133 Plätze in Flüchtlingseinrichtungen den Migranten von San Ferdinando mit Recht auf internationalem Schutz angeboten worden. Nur acht von ihnen waren jedoch in die Einrichtung gezogen. "Die meisten Migranten haben es bevorzugt, in der Barackensiedlung zu bleiben. Das werden wir nicht mehr tolerieren. Schluss mit illegalen Situationen", erklärte Salvini.

Sklavenähnliche Zustände

Der Tod des jungen Migranten entfachte in Italien erneut die Debatte rund um sklavenähnliche Arbeitsverhältnisse in der italienischen Landwirtschaft. Zwischen 70.000 und 100.000 Menschen seien auf den italienischen Feldern schwarz beschäftigt und würden Hungerlöhne für ihre harte Arbeit erhalten.

"Das Getto von San Ferdinando muss abgerissen werden, allerdings muss man konkrete Lösungen finden, die keine Verfolgung gegenüber der Migranten darstellen darf", betonte ein Gewerkschaftssprecher. Das Getto liefere der organisierten Kriminalität Arbeitskräfte für die Felder. (APA, 16.2.2019)