4,65 Meter gefällig gestalteter Kombi: Der Corolla Touring Sports, kurz: TS, ist ein komfortabler Zeitgenosse. Entwickelt wurde diese Version speziell für Europa.

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Grafik: der Standard

Mit diesem Auto begann 1966 die Corolla-Erfolgsgeschichte – mit bisher 46 Millionen Autos die meistverkaufte Baureihe der Welt.

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Im Antriebskapitel setzt Toyota auf die millionenfach bewährte Hybridtechnologie, die besonders im urbanen Betrieb ihre Stärken ausspielen kann.

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Das hier ist die Ladezone im Kombi, sie fasst 589 bis 1.606 Liter Volumen. Der Boden bei umgelegter Rückbank ist stufenlos plan.

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Erst einmal ist festzuhalten, dass hier ein sauber gezeichnetes Auto vor uns steht. Eines auch, das tüchtig Ladung wegsteckt. Und das mit ökokorrektem Hybridantrieb aufwartet. Ein Kombi der in Europa immer noch extrem absatzträchtigen Golfklasse. Da sollte sich doch Japans Autoriese auch eine schöne Scheibe vom Kuchen sichern können, so das nachvollziehbare Kalkül.

Ein Nachteil wäre allerdings die enorm starke Konkurrenz, VW Golf, Ford Focus, Opel Astra, Renault Mégane, Peugeot 308, Skoda Octavia, Seat Leon, Fiat Tipo sind hier zu nennen, aus Fernost Kia Ceed, Hyundai i30 und Mazda3, alles echte Schwergewichte.

Name mit Kraft

Als Vorteil könnte sich indes der Umstand auswirken, dass mit Einführung des Kombis der Auris, auch der Fünftürer, zum Corolla zurückmutiert. Schon der Name gibt neue Kraft. Seit 1966 wurden in zwölf Generationen 46 Millionen Corollas abgesetzt, der Toyota mit dem allseits bekannten Namen ist damit die meistverkaufte Modellbaureihe der Welt.

Falls das wen interessiert: 3,85 Meter kurz war der erste Corolla, ein Zweisitzer und nach heutigem Verständnis ein Kleinwagen. Zur Fahrpräsentation auf Mallorca hat Toyota extra einen zum Herzigen – nein, vertippt: natürlich zum Herzeigen mitgebracht. Gute Idee, zeigt sich so doch auch anschaulich die atemberaubende Erfolgsgeschichte der Japaner seither.

Architektur

Wie der Hybrid-Pionier Prius und der kompakte SUV C-HR steht auch der Corolla auf TNGA-Basis (Toyota New Global Architecture). Eine solide Grundlage für ein im TS-Fall – Touring Sports heißt der Kombi – auf bequem getrimmtes Vielzweckmobil.

Global? Der Corolla ist ein echtes "Weltauto". Designt unter Firmenchef Akio Toyodas Motto "Nie wieder langweilige Autos", wird er aber in jeder Region auf dortige Spezifika, Fahrwerk, Materialanmutung etwa, adaptiert. Den Kombi gibt's nur für und aus Europa – gebaut wird er in England, Burnaston, pfeif auf Brexit. Gegenüber dem Fünftürer wurde der Radstand um sechs Zentimeter auf 2,70 Meter verlängert, auch dies ein Hinweis auf komfortableres Abrollen.

Umgelegt und flach

Vielzweck? Erfüllt der Neuzugang hinten im Rucksack vorbildlich, wie eingangs erwähnt und wie man das von einem Kombi heute erwarten darf. 589 bis 1606 Liter Ladung schluckt er, über die Griffe links und rechts seitlich im Kofferraum ist die Rückbank in null Komma nix teilweise oder ganz umgelegt, dann hat man eine stufenlos plane Ladefläche vor sich. Der Kofferraumboden lässt sich zudem tiefenverstellen – und wenden; auf die Kunststoff-Rückseite kann man sorglos schmutziges Zeugs legen, Laufschuhe bis Mountainbike. Vorbildlich.

Vorn sieht's anders aus. Nicht dass der Corolla nicht sauber gearbeitet wäre. Materialanmutung, Design, alles recht schmuck. Aber. An Ablagen und Fächern würde man sich in einem Auto, das durch praktisches Talent punkten will, mehr und großzügiger dimensionierte wünschen – bei den meisten Gegnern ist das selbstverständlich. Die Türseitenfächer sind schmal und fassen nur kleine Getränkekaliber, mittig sieht es nicht besser aus, karges Angebot; selbst das induktive Smartphoneladefeld verlangt schlanke Finger.

Geringe Unterschiede

Im Fahrkapitel setzt der TS auf Komfort. Toyota-typisch differieren beim optionalen Adaptivfahrwerk die Modi zwischen Comfort und Sport+ nicht wirklich dramatisch. Die Sitze sitzen gut, noch besser säßen sie bei mehr oder verstellbarer Oberschenkelauflage. Die indirekte Lenkung passt zum entspannten Gesamteindruck, die dreifache Antriebsauswahl detto. Diesel gibt es nicht mehr, zuletzt war einer von BMW im Programm. Man hat nun noch die Wahl zwischen einem 1,2-Liter-Turbo-Basisbenziner mit 116 PS und zwei Hybriden mit 122 und 180 PS.

Und Stichwort Toyota in Österreich: Derzeit herrscht ein Interregnum, es endet eine Ära. Seit 1971 hatte die Familie Frey die Importeursagenden inne. Nach 48 Jahren übernimmt Toyota Motor Europe diese selbst. (Andreas Stockinger, 18.2.2019)