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Netflix und Apple matchen sich bald im Streaming-Geschäft.

Foto: Reuters/McDermid

Mit Innovationen im Kapitalismus ist das ja so eine Sache: Zuerst erscheint ein aufregendes neues Produkt, dann einige Alternativen dazu, und schlussendlich wird der Markt mit unzähligen Nachahmern geflutet, bis die sprichwörtliche Qual der Wahl entsteht. Das ist bei Smartphones so gewesen, bei smarten Lautsprechern – und nun endgültig auch bei Videostreaming-Diensten. Netflix war eine Sensation und wirbelte den klassischen Fernsehmarkt durcheinander, doch mittlerweile ist der Dienst nur ein Anbieter unter vielen.

Apple steigt ein

Nun soll auch noch Apple in den Markt einsteigen – meistens ein Beleg dafür, dass eine Produktsparte tatsächlich ausgereift ist. Doch im Unterschied zur Hardware gibt es bei den Streaming-Diensten relativ ähnliche Preisklassen. Fast alle Anbieter haben sich bei zehn bis fünfzehn Dollar monatlich eingependelt, langfristig günstiger können sie wohl nicht werden. Deshalb müssen sie in einer anderen Kategorie um Kunden kämpfen: Bei den eigenen Inhalten. Da der Zukauf von Blockbuster-Serien und -Filmen auch zu kostspielig wird, setzen sie auf Eigenproduktionen.

Immer mehr Hits auf immer mehr Kanälen

Gerade da zeigt sich ein überraschender Trend, der schon im analogen Fernsehen begonnen hat: Fast alle Anbieter haben einige hochklassige Serien im Angebot (und eine große Zahl mittelmäßiger Shows). Galt etwa in den frühen 2000er-Jahren HBO als das Maß aller Dinge ("Sopranos", "Sex and the City", "Six Feet Under"), hatten in den 2010er-Jahren auch AMC ("Breaking Bad", "Mad Men") oder FX ("The Americans", "American Crime Story") Meilensteine der Fernsehgeschichte im Angebot. Dasselbe gilt nun für Streaming-Dienste, wo beispielsweise Hulu ("Handmaid's Tale") oder CBS All Access ("Star Trek", "The Good Fight") punkten können.

Netflix hat bereits jetzt viel Konkurrenz
Foto: Netflix

Hochpreisiger Spaß

Wer Zugriff auf alle Serien will, also CBS All Access plus HBO Now plus Netflix plus Hulu plus ESPN plus Amazon Prime, zahlt da schnell einmal bis zu sechzig Dollar im Monat. Und da sind die neuen, geplanten Streaming-Angebote von Disney, Apple und Warner Bros. noch gar nicht dabei. Auch im deutschsprachigen Raum kann es schon teuer werden, etwa dank Netflix, Amazon Prime und Sky, das hervorragende deutschsprachige Eigenproduktionen sowie Fußball und Sport anbietet. Dazu könnte noch ein Dazn-Abo kommen, wenn Fußballfans im Haushalt wohnen.

Zu viel?

Schon jetzt ist es unmöglich, alle neuen Serien zu schauen. Eine Untersuchung von Quartz fand letztens heraus, dass man ein Jahr lang vier Stunden täglich Netflix schauen muss, um alle Eigenproduktionen zu sehen. Selbst der Versuch, alle hochgelobten Serien auf den gängigen Streaming-Diensten zu schauen, muss mit einem Vollzeit-Job scheitern. Allerdings bleibt die Frage, wie lange das noch so weitergehen kann.

Denn Streaming-Dienste sind keineswegs rentabel, sondern sie geben für ihr eigenes Wachstum viel Geld aus. Klar ist, dass bald ein Markt besteht, der so nicht funktionieren kann. Dennoch haben Apple und Disney genug Vertrauen in ihre Marke, um eigene Abo-Dienste zu starten. Bis zum Platzen der Streaming-Blase dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. (Fabian Schmid, 19.2.2019)