Mario Stecher verantwortet seine erste WM als ÖSV-Spartenchef.

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Mario Stecher kann sich nicht entsinnen, dass das Präsidium des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) jemals einem Nominierungsvorschlag der sportlichen Leitung für nordische Weltmeisterschaften widersprochen hätte. Weshalb der 41-jährige Steirer, der die Bereiche Sprunglauf und Kombination im ÖSV sportlich verantwortet, getrost bald nach den Weltcupspringen in Willingen bestätigen konnte, dass Gregor Schlierenzauer nicht an der am Mittwoch zu eröffnenden WM in Seefeld teilnehmen werde.

Statt des 29-jährigen Weltrekordweltcupsiegers, der seit Jahren dem Erfolg nachspürt, gibt der 20-jährige Jan Hörl den sechsten Mann im WM-Springerteam. Der Bischofshofener hat kleine Einsatzchancen, gebietet doch Österreich dank des doppelten Titelverteidigers Stefan Kraft in den Einzelkonkurrenzen von der Großschanze (Samstag, Bergisel) und Normalschanze (1. März, Seefeld) über je fünf Startplätze.

"Nicht gerade aufgedrängt"

Stecher ist bewusst, dass sich Hörl "gerade zum Schluss nicht gerade aufgedrängt" hat für die WM, "aber er war in Sapporo 17. und 15.". Und Hörl war auch zuletzt in Willingen nicht schlechter als Schlierenzauer – beide wurde je einmal disqualifiziert und von der Konkurrenz distanziert.

Für den einstigen Superstar sprach ein zwölfter Platz in Ruka Ende November und sein Anteil am Erfolg im Teamspringen von Lahti vor zehn Tagen. Dass das zu wenig sein würde, war Schlierenzauer, der wochenlang abseits von Team und Weltcup mit Assistenztrainer Florian Liegl trainierte, von Chefcoach Andreas Felder und Stecher klar kommuniziert worden. "Wir haben von Gregor Leistung gefordert", sagt Stecher. Schlierenzauer habe diesen Anspruch auch an sich selbst gestellt. Nach dem desaströsen Willingen-Wochenende ließ der Großschanzenweltmeister von 2011 in einer Videobotschaft keine Kritik an der Nichtnominierung anklingen. Was hängen blieb, war die Versicherung, noch zwei, drei Jahre im Spitzensport bleiben zu wollen. Weitere Stellungnahmen schloss Schlierenzauer aus. Die WM hat ein Thema weniger, Felder und Stecher kann das nicht ungelegen kommen.

Nervlich fordernd

Ohnehin war der Saisonverlauf der Springer nach dem schwachen Start in Wisla und dem Tourneeabsturz in Garmisch-Partenkirchen nervlich arg fordernd. Stecher: "Wichtig war, dass wir nach Garmisch die Ruhe bewahrt haben." Willingen ausblendend, wo Kraft als bestes Ergebnis einen zehnten Platz am Sonntag heraussprang, wurde ein Aufwärtstrend auch abseits des Doppelweltmeisters registriert. Vor allem den 25-jährigen Pongauer meint Stecher, wenn er eine WM-Medaille der Skispringer für realistisch hält. Eine zweite sollen die Skispringerinnen liefern. Die in dieser Saison konstant podiumsverdächtigen Kombinierer mögen die Ausbeute auf vier verdoppeln.

Abseits der Medaillen sieht Stecher die Chance, "dass es uns diesmal gelingt, eine Nachhaltigkeit für den nordischen Wintersport zu schaffen" . Die Bedeutung auch in touristischer Hinsicht sei nicht zu überschätzen. "Ich weiß das, nachdem ich auch Tiroler bin, wir leben davon", sagt der im Pitztal wohnende Eisenerzer. Nach der WM 1999 in Ramsau habe es nur eine kurzfristige Euphorie gegeben, "aber die Gesellschaft ist heute weiter". Sagte Stecher. Und das ÖSV-Präsidium stimmte dem Nominierungsvorschlag zu. (Sigi Lützow, 19.2.2019)