Eine der wichtigsten Funktionen der Plazenta ist der Austausch von Stoffwechselprodukten, Nährstoffen und Gasen zwischen dem Fötus und der Mutter. Sie sorgt auch dafür, dass schädliche Substanzen im Blut der Mutter das ungeborene Leben nicht gefährden. Für Kadmium und Blei gelingt das der Plazenta beispielsweise sehr gut , bei Quecksilber versagt dieser Schutzmechanismus aber.

Der Grund dafür: Getarnt als Aminosäure kann das toxische Schwermetall Quecksilber durch die Plazenta in das Blut des Ungeborenen gelangen. Das hat ein Forschungsteam der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems und der Medizinischen Universität Wien nun nachweisen können.

"Im Grunde genommen ist die Ursache ganz simpel" erläutert Studienleiterin Claudia Gundacker. "Quecksilber liegt im Blut in einer solchen Form vor, dass es strukturelle Ähnlichkeit mit einer Aminosäure hat, die aktiv von der Plazenta aus dem mütterlichen Blut aufgenommen wird. Das Quecksilber tarnt und täuscht also." Konkret verbindet sich Quecksilber, auch das neurotoxische Methyl-Quecksilber, leicht mit schwefelhaltigen Aminosäuren wie Cystein. Diese Verbindung des Schwermetalls mit Cystein ähnelt einer anderen Aminosäure, dem Methionin, die über einen spezifischen Transportmechanismus der Plazenta ins Blut des Fötus transportiert wird. Das erklärt auch, warum Föten eine höhere Quecksilberkonzentration im Blut haben als ihre Mütter.

Eisern weiterforschen

Noch wenig bekannt ist hingegen über den plazentaren Transport des dringend benötigten Elements Eisen, das sowohl bei Schwangeren als auch Ungeborenen oftmals in zu geringen Mengen vorliegt. Aufbauend auf den Methoden und Erfahrungen der Quecksilberstudie erforscht das interuniversitäre Team zukünftig auch diesen Transportprozess. "Uns interessiert nun auch der Eisentransport in der Plazenta. Im Gegensatz zum Quecksilber braucht der Fötus ja Eisen. Bedauerlicherweise ist aber Eisenmangel selbst in hochentwickelten Ländern bei Schwangeren und auch bei Neugeborenen ein häufiges Problem. Dem können wir nur dann effizient begegnen, wenn wir den Transport besser verstehen", erläutert Hans Salzer von der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems.

Ziel ist es, die für den Eisentransport in der Plazenta zuständigen Proteine zu identifizieren und deren Funktion in Zellkulturen zu überprüfen. Außerdem soll analysiert werden, wo genau in der Plazenta diese Proteine vorkommen und welche Zusammenhänge zwischen der Aktivität dieser Proteine in der Plazenta und dem Eisenstatus von Mutter und Kind bestehen. (red, 20.2.2019)