Der Iffland-Ring soll sich einst sogar in Händen Johann Wolfgang von Goethes befunden haben. Bruno Ganz hielt die Trophäe für "anachronistisch".

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Am Samstag ist der Schauspielstar Bruno Ganz 77-jährig verstorben. Der Charakterdarsteller hinterlässt der Nachwelt nicht nur über 100 dokumentierte Auftritte in Film, Fernsehen und auf der Bühne; ihm oblag auch die testamentarisch verfügte Weitergabe des legendenumrankten Iffland-Rings.

Das Schmuckstück gehörte einst dem deutschen Schauspieler und Intendanten August Wilhelm Iffland (1759–1814). Als Wandertrophäe wird der Ring von dessen Träger auf Lebenszeit an den "würdigsten" schauspielenden Nachfolger weitergegeben.

Wegen erbrechtlicher Unklarheiten wacht seit den 1950er-Jahren das österreichische Kulturministerium über den Schatz. Mit dem Ableben von Bruno Ganz wird heftig spekuliert, welchen Herren der Schöpfung die Iffland-Würde wohl als Nächsten ereilen könnte.

Ungeschriebene Gesetze der Tradition

Dass es ein Herr sein muss, legen die ungeschriebenen Gesetze der Tradition nahe. Für die Damen der Schöpfung stiftete die heimische Bundesregierung denn auch 1978 als Pendant den Alma-Seidler-Ring.

Bruno Ganz‘ Entscheidung soll unmittelbar nach dessen Beerdigung bekanntgegeben werden. Mit einer Aussage aber sorgt der Schauspieler für Verwirrung in der Geschlechterparität der Theaterringe.

Auf ORF-Archivaufnahmen meint Ganz, man habe ihm gesagt, er sei der Erste, der den Ring auch an eine Frau weitergeben dürfe. Eine Nachfrage beim Kulturministerium in dieser Sache sorgte dort für rauchende Köpfe. Denn das Regelwerk aus den 1950er-Jahren (freilich ungegendert!) lässt juristisch keine eindeutige Antwort zu. Gut möglich also, dass uns Ganz noch einmal verblüffen könnte. (Stefan Weiss, 20.2.2019)