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Von der Piste in den beliebten Wintersportort auf 1.664 Meter Höhe. In Obertauern sollen die Autos der Gäste künftig in zwei Garagen verschwinden.

Foto: Ludwig Mallaun / picturedesk.com

Im Skigebiet Obertauern gibt es große Baupläne. Direkt an der Talstation des Gamsleitenlifts soll die sogenannte Tauernarena entstehen. Bis zu 500 Tiefgaragenplätze, eine Veranstaltungsfläche und Platz für mehrere Geschäfte. Nun will die Gemeinde dort einen Ortskern ausweisen, weil Einkaufszentren außerhalb von Ortszentren schwer zu bewilligen sind. Ein Ortskern rund sechs Kilometer und 430 Höhenmeter vom Gemeindeamt entfernt.

Obertauern ist ein Sonderfall. Der beliebte Wintersportort hat zwar eine eigene Postleitzahl, ist aber keine eigene Gemeinde. Zu je einem Teil liegt er im Gemeindegebiet von Tweng im Lungau und Untertauern im Pongau. 1,1 Millionen Nächtigungen hatte der Wintersportort im Vorjahr allein in der Wintersaison. 150 Hotels, Pensionen und Gasthöfe bieten rund 9.500 Betten an. Im Vergleich: Nur 250 Einwohner haben ihren Hauptwohnsitz in Obertauern gemeldet.

Größtes Infrastrukturprojekt

Für die vielen Gäste brauche es Parkplätze. "Bei bis zu sechs Meter Schnee wie jetzt im Jänner ist es für alle Beteiligten gut, dass wir die Autos wegbekommen", sagt der amtsführende Vizebürgermeister Heribert Lürzer (ÖVP). Durch Generationenwechsel seien viele Geschäfte wie eine Drogerie, ein Zeitungs- und ein Schuhgeschäft weggefallen. Das Einkaufszentrum mit 500 Quadratmeter Fläche solle alles abdecken, was Urlauber und Einheimische so brauchen, sagt der Hotelier. Die Gemeinde soll als Wegbereiter des 15-Millionen-Euro-Projekts fungieren, die Parkplätze dann an Hoteliers verkauft werden. Führen soll das Zentrum eine Betreibergesellschaft. In zwei Jahren soll mit dem Bau begonnen werden. Es wird das größte Infrastrukturprojekt seit der Errichtung des Sportzentrums 1994.

Untertauern plant parallel

Das Grundstück, auf dem die Tauernarena errichtet werden soll, gehört vier Grundstückseigentümern. Ein kleiner Teil auch der Lürzer Obertauern GmbH – dem Unternehmen, das der Bürgermeister gemeinsam mit seinen Brüdern führt. Die Firma betreibt drei exklusive Hotels, ein Taxiunternehmen, das Sportzentrum, Skihütten und weitere Betriebe. Heribert Lürzer hat 2017 die Amtsgeschäfte vom schwer erkrankten Bürgermeister Friedrich Rigele (ÖVP) übernommen und kandidiert ohne Gegenkandidat für die Bürgermeisterwahl am 10. März.

In Untertauern, zu dem die andere Hälfte von Obertauern gehört, bewertet man die Tiefgaragenpläne der Nachbargemeinde positiv. Mehr noch: Auch Untertauern plane eine eigene Tiefgarage im Skigebiet. "Wir wollen dort oben ziemlich autofrei werden", sagt Bürgermeister Johann Habersatter. Der Hotelier ist im August aus der SPÖ ausgetreten, weil ihm die Partei zu wirtschaftsfeindlich war, und kandidiert nun mit einer eigenen Liste als Bürgermeister gegen den Unternehmer Peter Kernstöck vom Gemeinsam Forum Untertauern Obertauern (GFUO). Untertauern habe bereits einen Ortskern auf der Passhöhe in Obertauern ausgewiesen, sagt Habersatter. Ein Grundstück für die geplante Garage besitze die Gemeinde ebenso schon. Wie viele Stellplätze sie haben wird, ist noch unklar.

Entscheidung bei Gemeinde

Beim Land Salzburg, das als Oberbehörde die Ausweisung jedes neuen Ortskerns prüfen muss, ist bislang noch kein Antrag eingegangen. Tweng zähle zu jenen kleinen Gemeinden, die bis dato noch gar keinen Ortskern ausgewiesen haben, heißt es vom Büro des zuständigen Landesrates Josef Schwaiger (ÖVP).

Die Rahmenbedingungen für eine Ortskernausweisung sind im Raumordnungsgesetz geregelt. Geeignet sind Bereiche, die eine Versorgungsfunktion erfüllen und bereits "eine verdichtete Bebauungsstruktur aufweisen" – mit Betrieben, öffentlichen Einrichtungen sowie Wohnungen. Die Abteilung werde die Kriterien prüfen. Landesrat Schwaiger mische sich nicht ein. "Er überlässt die Entscheidung, wie sich eine Gemeinde entwickeln will, der Gemeinde", heißt es aus dem Büro des Landesrates.

Genau das ärgert den Koalitionspartner im Land. Wenn der Landesrat das nicht überprüfe, könne auch eine Ortskernwidmung an der Peripherie passieren, betont der Raumordnungssprecher der Grünen, Josef Scheinast. "Die Ausweisung von Ortskernen ist ein wichtiges Instrument im räumlichen Entwicklungskonzept und darf nicht die Basis für jede Form von Unfug sein." (Stefanie Ruep, 20.2.2019)