Fahrnberger ist als @helge seit zwölf Jahren auf Twitter aktiv.

Foto: Lisa Lux

Seit er Vater ist, nimmt Helge Fahrnberger die Stadt mit anderen Augen wahr. Wenn er mit seiner vierjährigen Tochter unterwegs ist, wird ihm tagtäglich vor Augen geführt, wie sehr die Straßen Wiens auf Autofahrer ausgerichtet sind: "Das Blech nimmt einen enormen Raum ein, man selbst wird an die Hausmauer gedrängt."

Als Ende Jänner der neunjährige Henry starb, weil er am Schutzweg von einem rechtsabbiegenden Lkw erfasst worden war, setzte sich der Internetunternehmer mit seinen Mitstreitern zusammen, und übers Wochenende war die Onlinepetition für einen verpflichtenden Abbiegeassistenten für Lkws gestartet. Mittlerweile haben mehr als 68.000 Menschen unterschrieben, die Unterstützerliste wurde Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) übergeben.

Der Tod von Henry sei nicht der Grund für die Initiative gewesen, so Fahrnberger, aber der Anlass. Und man treffe damit den Zeitgeist. Viele seien offen für das Anliegen, die Straßen für Kinder sicherer zu machen, weil Urbanität derzeit neu definiert werde: "Die Städte sind nach wie vor autozentriert gestaltet, in den Köpfen sind wir aber schon weiter."

Twitter als wichtigste Nachrichtenquelle

Fahrnberger ist vielen unter seinem Twitter-Namen @helge bekannt. Er war einer der ersten Nutzer des Mikrobloggingdienstes in Österreich. Seit zwölf Jahren ist er täglich auf der Plattform ("meine wichtigste Nachrichtenagentur"), für die aktuelle Petition erhielt er gerade auf Twitter viel Zuspruch.

Dass er sich mehr in zivilgesellschaftlichen Angelegenheiten engagiere als andere, glaubt Fahrnberger nicht. "Manche sitzen im Elternverein oder unterstützen lokale Projekte, ich tue das, was ich kann", verweist der 45-Jährige auch auf seine berufliche Tätigkeit, die ebenfalls in erster Linie im Internet stattfindet.

Gründer von Kobuk

Der Wiener ist Gründer und CEO von Toursprung. Dort setzt er Projekte im Bereich digitale Kartografie um, etwa bikemap.net. Er arbeitet mit Red Bull und mehreren Tourismusverbänden zusammen. Außerdem gründete er den Medienwatchblog kobuk.at und war viele Jahre Lehrbeauftragter für Onlinejournalismus an der Universität Wien und ist es nun an der FH Wien.

Als Erfolg möchte er den Lkw-Sicherheitsgipfel und die beachtlichen 68.000 Unterschriften nicht bezeichnen. Von einem solchen will er erst sprechen, wenn die 80.000 Lkws über 3,5 Tonnen auf Österreichs Straßen alle mit Abbiegeassistenten ausgestattet seien. (Rosa Winkler-Hermaden, 20.2.2019)