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Jürgen Klopp fühlte sich nach dem Match kurz wie der "Ochs vorm Berg".

Foto: Reuters/Carl Recine

Liverpool – Der Gesichtsausdruck von Jürgen Klopp hatte ganz kurz etwas Furchteinflößendes. Richtig bissig fixierte der Teammanager des FC Liverpool sein Pendant Niko Kovac und redete zornig auf ihn ein. Der Grund: Der Trainer von Bayern München hatte ihm nicht sofort nach dem Abpfiff die Hand geschüttelt, in England ist das aber so Usus. Wie sich herausstellte – ein Missverständnis. Sekunden später konnten beide darüber lachen.

"Ich habe ihm gesagt, er soll sich beim nächsten Mal nur kurz zu mir umdrehen, dann hätte ich auch zu meinen Leuten gehen können. So stand ich da wie der Ochs vorm Berg", berichtete Klopp schmunzelnd bei Sky. Kovac räumte seinen Fauxpas ebenso gelassen ein. "Ich bin erst zur Bank und habe mit meinem Staff und meinen Jungs abgeklatscht, so wie wir das Deutschland machen. Dafür habe ich mich aber entschuldigt."

Hornberger Schießen

Der kleine Dissens hinterließ also keine Spuren, das war bei diesem intensiven Kampfspiel im Stadion an der Anfield Road schon anders. Allerdings blieb das erhoffte Spektakel aus, weil die Bayern "super konzentriert waren und uns das Leben echt schwer gemacht haben", wie der Reds-Coach einräumte. So sei dieser erste Showdown im Achtelfinale der Champions League laut Klopp "wie das Hornberger Schießen" gewesen: "Viel Ballyhoo vor dem Spiel und am Ende ist das jetzt herausgekommen."

Ein 0:0, das Klopp "absolut in Ordnung" fand. "Es ist kein Traumergebnis, aber ein Ergebnis, mit dem wir arbeiten können", sagte er. Wenngleich der frühere Dortmunder Coach nicht erwähnte, dass Liverpool in dieser Saison bisher alle Auswärtsspiele der Königsklasse verloren hat. "Ich bin sicher, dass Bayern sich besser fühlt als wir, aber wir haben drei Wochen, es ist nichts entschieden."

Offensiv-Trio abgemeldet

Klopp (51) erlebte, dass Anfield diesmal nicht seinen ganz besonderen Effekt entfaltete, weil die Münchner abgeklärt und gerade in der Defensive mit erstaunlicher Ballruhe agierten. Das dämpfte die Emotionen der Reds-Anhänger immer wieder. Und schließlich war das gefürchtete Trio Mo Salah, Roberto Firmino und Sadio Mane nicht der entscheidende Faktor – die Münchner störten deren Offensivdrang häufig geschickt.

"Unser Fokus ist heute sehr klar auf der Defensive gelegen", betonte ÖFB-Teamkicker und Außenverteidiger David Alaba, der so wie sein Konterpart auf der rechten Seite, Joshua Kimmich, seinen Offensivdrang etwas unterdrücken musste. "Wir dürfen zufrieden sein, kein Tor kassiert zu haben. Vielleicht hätten wir ein bisschen mehr mitnehmen können, wir haben in der ersten Hälfte ein paar Chancen gehabt", sagte Alaba. Für den Wiener ging das Ergebnis "in Ordnung".

Heavy-Metal-Fußball gestoppt

"Jürgen Klopps Heavy-Metal-Fußball wird von gewieften Bayern gestoppt", urteilte die Zeitung "Mirror". Auch Klopp, dessen Team zum 20. Mal in Folge im Europacup zu Hause ungeschlagen blieb, lobte die Bayern. "Sie haben superkonzentriert gearbeitet und uns das Leben schwer gemacht. Wir haben uns unser Leben aber auch selbst schwer gemacht und haben den letzten Ball oft in die Beine der Bayern gespielt." Klopp gab sich kämpferisch: "Wir wollten ein Ergebnis, mit dem wir arbeiten können. Und mit dem 0:0 können wir natürlich arbeiten."

Da könnten auch Erinnerungen an 1981 wach werden. Damals zog Liverpool im Europapokal der Landesmeister nach einem Heim-0:0 mit einem 1:1 in München dank der Auswärtstorregel ins Finale ein. Rummenigge, damals aktiver Bayern-Kicker, packte die Geschichte beim Essen nach dem Spiel am Dienstag aus: "Wir waren leider nach dem Spiel der Meinung, dass das Schlimmste hinter uns läge. Und dann haben wir in München 1:1 gespielt."

Reds-Legende Jamie Carragher machte den Reds Mut für das Rückspiel am 13. März: "Ein torloses Remis ist das beste Remis, das du bekommen kannst und weil ihnen kein Auswärtstor geglückt ist, wird das bei Bayern im Hinterkopf sein." (sid, APA, red, 20.2.2019)