Eine Stellung von kurdisch-geführten Kämpfern vor der Ortschaft Baghouz, wo sich die letzten IS-Kämpfer in Syrien verschanzt hatten.

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Das Ende der letzten IS-Bastion – wenn man die Reste der zerstörten Ortschaft Baghouz im Euphrattal im Osten Syriens so bezeichnen kann – wird bereits seit Tagen angekündigt. Zuletzt hatte sich die Offensive der kurdisch geführten "Syrischen Demokratischen Kräfte" (SDF) jedoch verlangsamt, aus Rücksicht auf Zivilisten, wie es hieß.

Am Mittwoch wurde der Abzug vor allem von Frauen und Kindern gemeldet, darunter auch Familien von IS-Mitgliedern. Reporter vor Ort berichteten von bis zu dreißig Lastwägen, die den Ort verließen. Nach SDF-Angaben waren zu diesem Zeitpunkt noch etwa 500 Kämpfer in dem Ort.

Am Dienstag wurden Luftangriffe der Anti-IS-Koalition auf Baghouz gemeldet. Flüchtlinge aus der früheren IS-Zone berichten von vielen zivilen Opfern durch die Bombardements der Koalition, die ein französischer Offizier zuletzt scharf kritisiert hatte.

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Oberst François-Regis Legrier hatte angeprangert, dass die Luftkriegsführung der Allianz auf eigene Risikominimierung aus sei, dadurch die Offensive in die Länge ziehe und Ressentiments in der Zivilbevölkerung erzeuge: "Wir haben die Infrastruktur massiv zerstört und der Bevölkerung ein abstoßendes Bild davon geliefert, wie eine Befreiung westlichen Stils aussieht – und dabei die Saat für die Entstehung eines neuen Feindes gestreut", schrieb er in der National Defence Review, von deren Website der Artikel aber nach Kritik wieder verschwand. Spuren finden sich noch im Google-Cache.

Unter den Flüchtlingen, die in Lagern gesammelt werden, sind IS-Familien, aber auch deren Opfer. So wird über überlebende Jesiden berichtet, die vom IS als Sklaven gehalten wurden und auch für die Terrororganisation kämpfen mussten. Die IS-Kämpfer hätten den Zivilisten Lebensmittel vorenthalten, die unter den Bonzen aufgeteilt worden seien.

Im IS dürfte zwischen Durchhalteparolen und Panik große Konfusion herrschen. Es werden menschliche Schutzschilde genommen, auf Flüchtende wird geschossen. Es soll zu Auseinandersetzungen zwischen IS-Fraktionen gekommen sein: Bereits im September habe es demnach eine Meuterei gegen IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi gegeben, der sie jedoch niederschlagen konnte. Sein Verbleib ist unbekannt, schon vor Tagen kursierten Gerüchte über seine bevorstehende Verhaftung.

Irakische Medien berichten von IS-Kämpfern, die von Syrien aus die Grenze in den Irak überqueren: Dabei soll auch Geld fließen, so wie auch bei Versuchen, vom syrischen Regime kontrolliertes Territorium zu erreichen. (Gudrun Harrer, 20.2.2019)