Britische Protestierende gegen den Song Contest in Israel.

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In 80 Tagen beginnt in Tel Aviv der diesjährige Song Contest. Nicht nur unter den Teilnehmern, auch bei der BDS steigt deshalb der Puls. Die israelkritische Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions versucht mittels Aufrufen an die nominierten Künstler und Rundfunkanstalten, sie von der Teilnahme am größten Musikevent der Welt im Mai abzubringen. Etwa verlinkt sie Sänger auf Facebook in einschlägigen Postings.

Wer an der Austragung in Tel Aviv teilnehme, sei an den von der israelischen Regierung begangenen "anhaltenden Verletzungen der palästinensischen Menschenrechte beteiligt", lautet die Kernbotschaft der BDS. Israel versuche mit der Austragung des Bewerbs, "seine Unterdrückung und Enteignung der Palästinenser" durch Kunst reinzuwaschen. Durch den Song Contest solle das Image eines liberalen Landes geprägt werden, das Israel tatsächlich nicht sei.

Die Kampagne BDS wurde 2005 von zivilen palästinensischen Gruppen mit dem Ziel gegründet, Freiheit und Gerechtigkeit für die arabische Bevölkerung Israels zu erreichen. Als Druckmittel will die BDS Israel politisch, wirtschaftlich und kulturell isolieren.

Unterhaltung und Menschenrechte

Die Kritik an Israel als Austragungsort setzte gleich nach dem Sieg der israelischen Sängerin Netta Barzilai (Toy) beim Song Contest vergangenen Mai in Lissabon ein. Im September unterstützten 140 der BDS nahe stehende europäische Künstler einen Aufruf, der die Verlegung des Bewerbs in ein Land mit konsequenterer Einhaltung der Menschenrechte forderte. Ende Jänner wiederum veröffentlichten 50 britische Künstler (darunter Roger Waters, Ken Loach und Vivienne Westwood) im Guardian einen offenen Brief: "Der Song Contest mag leichte Unterhaltung sein, aber er ist nicht von Erwägungen zu Menschenrechten ausgenommen."

Die Europäische Rundfunkunion (EBU), die den Song Contest veranstaltet, weist alle Boykottaufrufe von sich. Der Wettbeweb sei dazu gedacht, Menschen zusammenzubringen. Sie teilte überdies mit, dass sie und der israelische Gastgebersender Kan alle nötigen Schritte setzen werden, um den unpolitischen Charakter der Veranstaltung zu gewährleisten.

Darauf verlässt sich auch der ORF. Boykottaufrufe habe man keine erhalten, heißt es auf Nachfrage. Für die Musiknation fährt Pænda nach Tel Aviv.

Sicherheit gefordert

Bisher hat kein Land seine Teilnahme gecancelt, in der Vergangenheit haben Musiker aber immer wieder solchen Aufrufen nachgegeben. Popstars sind ein Hebel, über den BDS schnell viele Menschen erreicht. Insofern ist der Bewerb mit fast 200 Millionen TV-Zuschauern auch eine Bühne für Proteste vor Ort. Die EBU verlangt von Israel höchste Sicherheitsstandards. (Michael Wurmitzer, 20.2.2019)